Adolf Hitler

 

Tagediebe hat man im so genannten „Dritten Reich” als „asoziale Elemente” ins Konzentrationslager gesteckt und der Umerziehung oder gar „Vernichtung” durch Arbeit zugeführt. Möglicherweise hätte Hitler, wenn er nicht selbst der Diktator gewesen wäre, die nationalsozialistische Herrschaft nicht überlebt. Denn die meiste Zeit seines Lebens fristete er ein halt- und zielloses Dasein. Und selbst nachdem er sich zum „Führer des Dritten Reichs” aufgeschwungen hatte, entsprach er in seiner persönlichen Lebensführung ganz und gar nicht dem neuen tatkräftigen deutschen Herrenmenschen, der den Nationalsozialisten vorschwebte.

KINDHEIT

Geboren wurde Hitler am 20. April 1889 als Sohn von Alois und Klara Hitler (geborene Pölzl) im österreichischen Braunau am Inn, an der Grenze zum Deutschen Reich. Er war das vierte von sechs Kindern, von denen jedoch vier gleich bei der Geburt oder früh an Krankheiten starben.

Der humorlose und strenge Vater, der sich aus kleinbäuerlichen Verhältnissen zum Zollbeamten emporgearbeitet hatte, verabreichte seinem schwer erziehbaren Sohn Adolf so manche Tracht Prügel. Die bescheidene und gottesfürchtige Mutter umsorgte ihn dagegen ebenso wie seine jüngere Schwester Paula mit liebevoller Innigkeit. In den ersten Jahren wechselte die Familie oft den Wohnort, bis sie sich nach der Pensionierung des Vaters 1895 zunächst in der Umgebung, dann am Stadtrand von Linz niederließ.

Vater Schicklgruber
Hitlers Vater war ein uneheliches Kind und hieß eigentlich Schicklgruber. Er wurde von seinem Onkel Johann Nepomuk Hüttler aufgezogen und nahm 1876 dessen Name an, allerdings in der weniger bäuerlich klingenden Form Hitler.

SCHULZEIT

In der Volksschule glänzte Adolf durch Intelligenz und gute Zeugnisse. Trotz seiner Neigung zu Wutausbrüchen war er nicht unbeliebt. Er bevorzugte Kriegsspiele, und besonders die Winnetou-Bücher von Karl May hatten es ihm angetan. Auch als Erwachsener las Hitler noch gerne die Abenteuer von Karl May und empfahl diese übrigens auch seinen Generälen zur Linderung ihrer Phantasielosigkeit.

Nach dem Übertritt auf die Realschule fielen Adolfs Leistungen jedoch rasch ab, und es dauerte nicht lange, bis er eine Klasse wiederholen musste. Gleichzeitig verschlechterte sich das Verhältnis zum Vater, der ihn gerne in eine Beamtenlaufbahn gedrängt hätte. Aus dem glücklichen und verspielten Kind wurde ein unzufriedener und störrischer Jugendlicher. Der Druck wich erst, als Hitlers Vater 1903 starb. Von der Mutter abgöttisch geliebt und verwöhnt, pflegte Adolf von nun an das Leben eines trägen Müßiggängers. 1905 ging er ohne Abschluss von der Schule ab. Die Tage verbrachte er nun mit Zeichnen, Malen und Lesen, die Nächte im Konzert oder in der Oper. Besonders für die Opern von Richard Wagner, die in der Welt der germanischen Helden- und Göttersagen spielen, entwickelte er eine maßlose Begeisterung.

Schulprobleme
Hitler vermisste in der Realschule das persönliche Verhältnis zu den Volksschullehrern. Und es fiel ihm schwer, neue Freunde zu finden. Im Unterricht bereiteten ihm Mathematik und Deutsch die meisten Probleme. Doch auch in Geographie und Geschichte, die er später als seine Lieblingsfächer bezeichnete, kam er zuletzt nur noch auf die Note „genügend”.

KÜNSTLERTRÄUME

Hitler träumte davon, ein großer Maler zu werden. Deshalb war es für ihn ein herber Schlag, als er zweimal durch die Aufnahmeprüfung an der Wiener Kunstakademie fiel. „Ungeeignet für die Malerschule, aber Talent für die Architektur”, lautete das Urteil des Rektors. Doch dazu hätte Hitler das Abitur nachmachen müssen, was ihm gar nicht schmeckte. Nach dem Tod seiner Mutter ließ er sich 1908 in Wien nieder, wo er sich mit ihren Ersparnissen und einer Waisenrente ein Jahr lang ohne Arbeit über Wasser halten konnte.

Hitler und die Frauen
Seine Mutter war einer der wenigen Menschen, für die Hitler jemals ein aufrichtiges Liebesgefühl aufbrachte. Als sie an Krebs erkrankte, kümmerte er sich aufopferungsvoll um ihre Pflege. Zeit seines Lebens trug er eine Photographie von ihr bei sich. Gefühlsmäßige Beziehungen zu Frauen hatte Hitler ansonsten so gut wie keine. Für einen Skandal sorgte der Selbstmord seiner Nichte Angelika „Geli” Raubal am 19. September 1931, mit der er ein Verhältnis gehabt haben soll.

ABSTURZ IN DIE GOSSE

Ab Mitte 1909 lernte Hitler die Bedeutung des Wortes Armut kennen. Er führte das Leben eines Vagabunden, übernachtete im Freien oder im Obdachlosenasyl. Schließlich verkaufte er selbst gemalte Ansichtskarten und lebte in einem Männerheim. Hitlers Jahre in der Hauptstadt des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn trugen viel zu seinen Vorurteilen und seiner Weltanschauung bei. Wiederholt äußerte er seinen Ekel vor dem „Völkerbabel in den Straßen Wiens”. Hier kam er auch in Kontakt mit dem Antisemitismus (Feindschaft gegen die Juden), und er lernte überspannte Ideen von einem ewigen Kampf zwischen einer heldenhaften blonden Rasse (den Germanen bzw. Deutschen) und einer Rasse räuberischer, minderwertiger Tiermenschen kennen.

KRIEG ALS ERWECKUNG

Um sich dem Militärdienst in Österreich zu entziehen, ging Hitler im Mai 1913 nach München, wo er seinen haltlosen Lebensstil fortsetzte. Erst der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 rüttelte ihn wach. Er meldete sich als Freiwilliger und erwies sich als überraschend tapferer Soldat. Er brachte es im Krieg zwar nur bis zum Rang eines Gefreiten, wurde aber für seine Tapferkeit immerhin mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse ausgezeichnet. Die Kriegserlebnisse, die militärische Rangordnung, die Grundsätze von Befehl und Gehorsam und das Gefühl von Kameradschaft und Schicksalsgemeinschaft prägten Hitler entscheidend. Bei Kriegsende 1918 lag er im Lazarett, um eine Erblindung nach einem Giftgasangriff auszukurieren. Wie vielen seiner Kameraden erschien ihm der Waffenstillstand als das Werk verräterischer Juden und Marxisten.

DER FÜHRER DER BEWEGUNG

Nach dem Krieg blieb Hitler in München zunächst beim Militär, das ihn in der Soldatenschulung und für politische Spitzeldienste einsetzte. Dabei lernte er im September 1919 die rechtsextreme, antijüdische Deutsche Arbeiterpartei (DAP) kennen. In ihr machte er sich durch sein Redetalent bald unentbehrlich. Schon im Frühjahr 1920 stand er an der Spitze der DAP, änderte ihren Namen in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Ein Jahr später riss er in der Partei diktatorische (unumschränkte) Vollmachten an sich und formte aus der Partei die „Hitlerbewegung”.

PUTSCH UND HAFT

1923 steckte die Weimarer Republik in einer schweren Krise. Nun sah Hitler die Zeit zum Handeln gekommen und zettelte am 9. November einen Putsch gegen die Regierung an. Doch dieser so genannte Hitler-Putsch scheiterte, Hitler wurde verhaftet. Am 26. Februar 1924 wurde er zusammen mit Ernst Röhm und General Erich Ludendorff wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch kam er am 20. Dezember schon wieder frei. Während seiner Haft schrieb er an seinem Buch Mein Kampf, in dem er seine Weltanschauungen und politischen Ziele darlegt. Nach seiner Entlassung baute er die NSDAP neu auf und zog sich brauchbare Mitstreiter heran, die ihm auf gesetzmäßige Weise zur Macht verhelfen sollten.

Am 30. April 1925 wurde Hitler auf eigenen Wunsch aus der österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen. Damit war er staatenlos. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm erst am 26. Februar 1932 zuerkannt.

DER EINSAME WOLF

Hitlers große Chance kam mit der Weltwirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre. Die verelendeten Massen verschafften radikalen Parteien wie der NSDAP raschen Auftrieb. Am 30. Januar 1933 war es geschafft, Hitler wurde Reichskanzler. Nachdem er seine diktatorische Herrschaft gefestigt hatte, gefiel er sich zunehmend in der Rolle des geheimnisumwitterten Führers. Den Kontakt mit dem Volk pflegte er nur noch bei Großveranstaltungen. Oft zog er sich in die Einsamkeit seines Hauses auf dem Gipfel des bayerischen Obersalzbergs zurück. Umsorgt von Dienstpersonal und umgeben von willfährigen Parteigängern, fiel er dort in seinen alten Trott zurück. Die Verwirklichung seiner Ideen überließ er derweil seinen Getreuen.

DAS ENDE

Im 2. Weltkrieg (1939-1945) war Hitler als Oberbefehlshaber der Wehrmacht gefordert. Doch als die Lage immer aussichtsloser wurde, schottete er sich zunehmend in seinem Führerhauptquartier „Wolfsschanze” in Ostpreußen von der Außenwelt ab. Er ließ den Krieg und seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden fanatisch und ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und die Soldaten weiterführen – in der Hoffnung, dass sich das Schicksal noch wenden würde.

Die letzten Kriegswochen verbrachte er im Führerbunker unter der Reichskanzlei in Berlin. Als die sowjetische Rote Armee anrückte, nahm er sich dort am 30. April 1945, zehn Tage nach seinem 56. Geburtstag, das Leben – zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Eva Braun, die er am Tag zuvor noch geheiratet hatte.

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw, 2007)