Diktatur

Eigentlich führt der Name dieser Staatsform in die Irre, denn er leitet sich vom römischen dictator her. Der dictator war zwar ebenfalls ein Alleinherrscher, der mit uneingeschränkten Vollmachten ausgestattet war. Aber im Gegensatz zu heutigen Diktatoren wurde er auf Zeit gewählt, in der Regel für ein halbes Jahr und nur bei besonderen Notlagen. Wesentlich näher kommen den Zuständen in einer modernen Diktatur griechische Begriffe wie Despotie (Willkürherrschaft) oder Tyrannis (Gewaltherrschaft); beide sind entartete Formen königlicher Alleinherrschaft. Der griechische Philosoph Platon beklagte sie als „unerträglichste und bitterste Knechtschaft”. Sein Schüler Aristoteles charakterisierte sie als Autokratie (Alleinherrschaft), „die ohne Pflicht zur Rechenschaft über alle Gleichwertigen und Besseren regiert, zu ihrem eigenen Nutzen und nicht zum Nutzen der Untertanen. Darum ist sie unfreiwillig, denn kein Freigeborener erträgt freiwillig eine solche Herrschaft”.

ENTMACHTUNG DES VOLKES

In der Lehre von den modernen Staatsformen stellt Diktatur das Gegenteil von Demokratie dar. In der Diktatur bestimmt nicht die Mehrheit des Volkes, sondern die Herrschaftsgewalt liegt in den Händen einer einzelnen Person, einer kleinen Gruppe oder einer Partei. Sie haben sich zumeist mit Gewalt an die Macht gebracht, entweder durch einen Putsch oder einen Staatsstreich. Manchmal sind Diktatoren jedoch auch völlig gesetzmäßig an die Regierung gekommen und haben dann ihre Stellung ausgenutzt, um alle politischen Gegner auszuschalten und alle Macht an sich zu reißen. Man denke nur an Adolf Hitler.

Putsch und Staatsstreich
Im Gegensatz zur Revolution geht ein Putsch nicht von einer Bevölkerungsmehrheit aus, und er strebt nicht eine Änderung der Gesellschaftsordnung an. Sondern ein Putsch zielt ausschließlich auf die Übernahme der Regierungsgewalt ab, häufig durch das Militär. Eine Putschistenregierung aus Armeeoffizieren wird auch Militärjunta (von spanisch junta: Versammlung, Rat) genannt. In Militärdiktaturen übernehmen die Streitkräfte die Rolle der Ordnungshüter; Widerstand wird mit militärischen Mitteln unterdrückt. Von einem Staatsstreich spricht man, wenn die Verschwörer schon vor dem Umsturz an der Staatsmacht beteiligt waren.

METHODEN DIKTATORISCHER HERRSCHAFT

Kennzeichen eines diktatorischen Systems ist es, dass alle Macht geballt in den Händen der Herrschenden liegt. Sofern es überhaupt Wahlen gibt, dienen sie nur dazu, die Position der Machthaber zu bestätigen und ihrer Herrschaft den Anschein von Rechtmäßigkeit zu geben. Solche Wahlen sind zumeist in hohem Maße beeinflusst und verfälscht und erbringen nicht selten 90 Prozent und mehr für die herrschende Person oder Partei. Nicht zuletzt deshalb, weil gegnerische Kandidaten unterdrückt oder überhaupt nicht zugelassen werden. Diktatoren herrschen in der Regel mit Gewalt und mit den Mitteln des Polizeistaates: Sie setzen die Bürger- und Menschenrechte außer Kraft und damit auch die Freiheit der Bürger, politische Gegner sperren sie ein, foltern sie und richten sie hin, und das alles ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Die Bürger lassen sie bespitzeln, um Widerstand schon im Keim erkennen und ersticken zu können.

Totalitarismus
Die Staatsform der Diktatur hat ihre bislang schlimmste Ausprägung in den Terrorherrschaften des Nationalsozialismus, Faschismus und Stalinismus gefunden. Sie zeichnen sich – neben dem Terror – vor allem durch Gleichschaltung aus: Gleichschaltung meint die totale (völlige) Durchdringung aller Bereiche des Staates und des sozialen Lebens, also von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu Kultur und Sport, mit der Ideologie des herrschenden Regimes und die totale Herrschaft über alle diese Bereiche durch das Regime. Für solch eine Herrschaftsform hat man den Begriff Totalitarismus geprägt.

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw, 2007)