Feuerwehr

 

Wer räumt vom Sturm abgerissenen Äste und entwurzelte Bäume weg? Wer pumpt nach einem Platzregen die überfluteten Keller leer und rettet bei Hochwasser Mensch und Tier aus Häusern und Ställen? Wer beseitigt Öl oder giftige Chemikalien, wenn ein Gefahrguttransporter verunglückt ist? Wer befreit eingeklemmte Unfallopfer aus ihren Autowracks und leistet ihnen erste Hilfe? Wer holt die Katze vom Baum, wenn sie sich nicht mehr heruntertraut? Die Feuerwehr!

„Retten – Löschen – Bergen – Schützen”, lautet der Leitspruch der Feuerwehr, und ihre Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Brandbekämpfung. Feuerwehrmänner sind Retter aus allen Notlagen – nicht zu vergessen natürlich auch die Feuerwehrfrauen, die immer häufiger am Einsatzort anzutreffen sind. Nicht umsonst steht die Feuerwehr im Ansehen der Bevölkerung ganz weit oben. Und welcher Bub hat nicht schon einmal davon geträumt, Feuerwehrmann zu werden?

FLUCH DER STÄDTE

Die Feuerwehr kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit die Menschen in Dörfern und Städten leben, sind sie immer wieder von Feuersbrünsten bedroht worden. Früher noch viel mehr als heute, denn früher waren die Häuser zu einem großen Teil aus Holz gebaut und mit Reet oder Holzschindeln gedeckt. Als Licht gab es Kerzen oder Kienspäne, gekocht und geheizt wurde mit Feuer. Außerdem gab es früher noch massenhaft Ställe, wo Heu und Stroh nicht nur für das Vieh sondern auch für das Feuer ein gefundenes Fressen waren. Wenn also in einem Haus ein Feuer ausbrach, konnte es leicht auf die Nachbargebäude übergreifen. Deshalb musste das Feuer rasch unter Kontrolle gebracht und gelöscht werden.

Schon die alten Ägypter stellten in ihren Städten Feuerlöschtrupps auf. Und in Rom, das mehrmals fast vollständig niederbrannte, wurde im Jahr 24 v. Chr. eine Feuerwehr aus 600 Sklaven eingerichtet. Schon bald wurde sie auf sieben Kohorten (Gruppen) zu je 420 bis 600 Mann vergrößert; jede dieser Kohorten war für einen der sieben Hügel zuständig, auf denen Rom erbaut war.

Die Römer waren mit ihren Aquädukten Meister der Wasserversorgung, aber Schläuche und Pumpen kannten sie noch nicht. Die römische Feuerwehr verwendete bei ihren Löscheinsätzen Eimer, Schwämme, Decken, Leitern, Einreißhaken, Sägen und Hämmer. Auf solche Gerätschaften blieb man noch bis weit ins Mittelalter hinein angewiesen. Immerhin waren im Mittelalter die Gemeinden schon zum Aufbau eines Brandschutzes verpflichtet. So riefen Nachtwächter auf ihrer Streife regelmäßig zum achtsamen Umgang mit dem Feuer auf und trugen Brandhörner mit sich, um im Ernstfall Alarm zu blasen. Dennoch waren Großfeuer lange Zeit nicht selten. Lübeck wurde z. B. im 12. Jahrhundert ein Raub der Flammen, und Straßburg lag im 14. Jahrhundert ganze acht Mal in Schutt und Asche. Erst als sich ab dem 15. Jahrhundert die Steinbauweise durchsetzte, kam es nicht mehr so oft zu Großfeuern.

Die älteste Feuerordung
Die älteste bekannte Feuerordnung stammt aus dem Jahr 1086. Sie wurde in der Südtiroler Stadt Meran aufgestellt und verpflichtete die Zünfte der Handwerker, einen Löschdienst zu organisieren. Die Wiener Feuerlöschverordnung von 1685 sah erstmals hauptamtliche „Feuerknechte” vor, sozusagen die erste Berufsfeuerwehr.

FREIWILLIGE FEUERWEHR

In Deutschland unterscheidet man zwischen der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr. In den Dörfern und Gemeinden auf dem Land sind die Feuerwehren wie Vereine organisiert. Sie bestehen aus Bürgern, die freiwillig und ohne Entlohnung bereit sind, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Freiwillige Feuerwehrleute gehen ganz normal ihren Berufen nach. Im Ernstfall ertönt eine Sirene, oder der Alarm wird über ein Piepsgerät ausgelöst, das die Feuerwehrleute ständig mit sich führen. Dann lassen sie alles stehen und liegen, eilen zum Feuerwehrhaus, greifen sich ihre Ausrüstung und fahren mit Blaulicht und Sirene zur Notfallstelle. Für eine freiwillige Feuerwehr sind 200 Einsätze im Jahr keine Seltenheit. Nur bei größeren Unglücksfällen bekommen sie Unterstützung von der Berufsfeuerwehr.

Jungen und Mädchen zur Feuerwehr!
In Deutschland kann man je nach Bundesland mit 16 oder 18 Jahren zur freiwilligen Feuerwehr gehen. Da der Dienst körperlich sehr anstrengend sein kann, wird man zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr in den Ruhestand verabschiedet. Vielerorts gibt es auch Jugendfeuerwehren. Dort werden Jungen und Mädchen ab 14 oder 16 Jahren in die Grundlagen der Feuerwehrtechnik und des „Löschangriffs” eingeführt. Sie lernen, wie man im Notfall reagiert, Schläuche verlegt, Befehle ausführt, erste Hilfe leistet und was in Bezug auf den Umweltschutz zu beachten ist. Mit bundesweit 270 000 Mitgliedern ist die Deutsche Jugendfeuerwehr (DJF) eine der größten Nachwuchsorganisationen in Deutschland. Insgesamt gibt es 18 000 Feuerwehr-Jugendgruppen – davon ist sicherlich auch eine in deiner Nähe. Und wer meint, Feuerwehr sei nur etwas für Buben, der irrt: Bald jeder vierte „Jugendfeuerwehrler” ist ein Mädchen.

BERUFSFEUERWEHR

In Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern sind Berufsfeuerwehren vorgeschrieben. Die Feuerwehrleute sind Beamte und verrichten ihren Job hauptberuflich im Schichtdienst rund um die Uhr. Wer zur Berufsfeuerwehr gehen will, muss vorher einen anderen Beruf erlernt haben, am besten einen handwerklichen oder technischen wie z. B. Mechaniker, Schlosser oder Elektriker. Es schließen sich zwei Ausbildungsjahre an, in denen der angehende Feuerwehrmann viel über Bau- und Gerätekunde, Schutztechnik und Einsatzplanung lernen und Hilfsdienst in einer Löschgruppe leisten muss.

Wie verhält man sich in einem Notfall?
 
Zunächst sollte man Ruhe bewahren und den Notruf 112 wählen. Die Feuerwehr muss wissen:
• Wer ruft an? Nenne deinen Vor- und Nachnamen.
• Was ist geschehen? Berichte, ob es sich um einen Brand oder einen Unfall handelt und ob es Verletzte gibt.
• Wo ist etwas passiert? Gib Straße, Hausnummer, Ort und Ortsteil an.
Der Notruf 112 ist die Nummer der Feuerwehr-Leitzentrale. Wenn die Leitzentrale alle Informationen hat, die sie braucht, alarmiert sie die nächstgelegenen Feuerwehren und Rettungsdienste.
 

TECHNISCHE AUSRÜSTUNG

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Brandbekämpfung reine Muskelarbeit. Lediglich für die Beförderung der Handpumpen zum Einsatzort wurden Pferde eingespannt. Dampfspritzenwagen mit wasserdampfbetriebenen Pumpen gab es erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute ist zwar auch noch vieles körperliche Arbeit, doch die Feuerwehr verfügt inzwischen über eine Fülle von technischem Gerät. Das fängt schon beim Fuhrpark an. Ein ausrückender Löschzug besteht in der Regel aus einem Einsatzleitwagen, gefolgt von Mannschaftstransportwagen, Drehleiterfahrzeug, Tanklöschfahrzeug, Löschgruppenfahrzeug und manchmal auch einem Schlauchwagen. Die Tanklöschfahrzeuge sind für den Ersteinsatz mit einem großen Wassertank ausgestattet. Sobald er leer ist, können sie mit ihren Pumpen Wasser aus Seen, Flüssen und Löschteichen ansaugen. Oder sie werden an Hydranten angeschlossen. Das sind teils überirdische, teils im Boden versenkte Wasseranschlüsse, die man in Städten und Dörfern überall an den Gehwegen findet. Außerdem führt die Feuerwehr Seilwinden, Stromgeneratoren, tragbare Pumpen sowie Rettungsscheren und anderes Werkzeug für Verkehrsunfälle mit sich.

Die persönliche Ausrüstung eines jeden Feuerwehrmannes besteht aus einem Schutzhelm mit Brechkante und Nackenschutz in weißer Leuchtfarbe, einem schwer entflammbaren Schutzanzug mit Sicherheitsleuchtstreifen, einem Schnellschließgürtel für Werkzeug und Beil, Stulpenhandschuhen aus Leder und Stiefeln mit Stahlkappen. Außerdem verfügt die Feuerwehr über Atemschutzgeräte, bestehend aus Atemmasken und Luftflaschen, Aluminiumanzüge sowie Chemie- und Strahlenschutzanzüge.

Eine komplette Feuerwehrmannschaft
Eine komplette Feuerwehrmannschaft setzt sich zusammen aus Zugführer, Gruppenführern, Truppführern und Truppmännern oder Zugführerin, Gruppenführerinnen und Truppfrauen, wenn die Feuerwehrleute Frauen sind. Die Mannschaftsstärke wird in Ziffernfolgen angegeben nach dem Muster 1/2/16, was bedeutet: 16 Mann unter dem Kommando von zwei Gruppenführern und einem Zugführer. Jede Feuerwehrmannschaft ist in Gruppen aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben haben: Löschangriff, Menschenrettung, Brandeindämmung, Wasserversorgung und so weiter.

SPEZIALISIERTE FEUERWEHREN

Neben den „normalen” gibt es auch noch spezialisierte Feuerwehren, etwa Werksfeuerwehren, Betriebsfeuerwehren oder Flughafenfeuerwehren. Besonders interessant sind die schwimmenden Feuerwehren. Sie kommen bei Bränden auf Ölfördertürmen, Öltankern oder Schiffen zum Einsatz. Ihre Feuerwehrschiffe sind im Grunde nichts anderes als riesige schwimmende Feuerlöschpumpen, die das Meerwasser ansaugen. Ihre Wasserwerfer können Wasser oder Löschschaum bis zu 100 Meter weit spritzen.

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw, 2007)