Maria Theresia

 

Maria Theresia ging als die große Gegenspielerin des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, in die Geschichte ein. Auch sie war als Herrscherin über Österreich eine absolute Monarchin, und auch sie sorgte für tief greifende Neuerungen zum Wohl ihrer Untertanen. So beschnitt sie etwa die Rechte der Adligen, führte eine zentrale Staatsverwaltung ein, förderte Handel, Industrie und Landwirtschaft und ermöglichte auch den einfachen Leuten eine Schulbildung. Obwohl all ihre Reformen von einem aufgeklärten Geist künden, wollte die tief gläubige Katholikin mit den gottlosen Ideen der Aufklärung nichts zu tun haben. Anders als Friedrich der Große betrachtete sie sich auch nicht als erste Dienerin des Staates, sondern als Landesmutter und handelte nach dem Grundsatz „Alles für das Volk”.

EINE FRAU AUF DEM HABSBURGERTHRON

Maria Theresia wurde am 13. Mai 1717 in Wien geboren. Sie entstammte dem Herrschergeschlecht der Habsburger, das Österreich zur Großmacht geführt hatte und seit fast drei Jahrhunderten die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches stellte. Sie war die ältere von zwei Töchtern Kaiser Karls VI. (1685-1740). Damit sein Reich im Falle, dass er keinen männlichen Erben hinterließ, nicht zerteilt werde oder an andere Herrscher übergehe, schaffte Karl VI. schon früh die alten Gesetze ab, die den Frauen die Thronfolge verwehrt hatten. Und er bestimmte in der so genannten Pragmatischen Sanktion, dass – wenn kein männlicher Habsburger als Erbe zur Verfügung stehe – die Erbfolge an die Frauen übergehen solle.

So kam es, dass Maria Theresia nach dem Tod ihres Vaters 1740 die Herrschaft in den habsburgischen Ländern übernahm. Die 23-jähige Maria Theresia trat ein schweres Erbe an. Sie wurde zwar als klug und liebenswürdig geschätzt, hatte aber keinerlei politische Erfahrung. Karl VI. hatte ihr eine leere Staatskasse und eine schwache Armee hinterlassen. Obwohl fast alle europäischen Mächte schon Jahre zuvor die Pragmatische Sanktion anerkannt hatten, erhoben einige von ihnen nun Einspruch gegen Maria Theresia auf dem Habsburger Thron – angeblich, weil sie selbst Erbansprüche besaßen, tatsächlich aber, weil sie Maria Theresias noch unsichere Position ausnutzen und das mächtige Habsburgerreich schwächen wollten.

Kaiserin Maria Theresia?
Maria Theresia war die einzige weibliche Herrscherin in der 650-jährigen Geschichte des Herrschergeschlechts der Habsburger. Eigentlich war sie selbst gar keine Kaiserin. Sie trug vielmehr die Titel einer Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen. Doch seit 1745 konnte sie sich auch Kaiserin nennen, da ihr Ehemann Franz I. Stephan zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt worden war.

ÖSTERREICHISCHER ERBFOLGEKRIEG

Der Hauptgegner Maria Theresias, Friedrich II. von Preußen, marschierte sogleich in die reiche österreichische Provinz Schlesien ein und löste damit den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) aus. Unterstützt von den Gegnern der Habsburger, wurde der bayerische Kurfürst Karl Albrecht (der als Schwiegersohn von Kaiser Joseph I., dem Bruder Karls VI., ebenfalls Ansprüche auf das habsburgische Erbe anmeldete) 1742 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Ein schwerer Schlag für Österreich und die Habsburger, ging nun doch die Kaiserwürde zum ersten Mal seit mehr als 300 Jahren an ein anderes Geschlecht!

Maria Theresia musste nun rasch handeln. Sie verzichtete auf die Rückeroberung Schlesiens und besetzte dafür 1742 Bayern. Und sie gab es erst wieder heraus, als die Bayern auf alle Ansprüche verzichteten. Nach dem Tod Karl Albrechts 1745 ging die Kaiserkrone an Maria Theresias Ehemann Franz Stephan. Das Habsburgerreich war vorerst gerettet. An seiner Spitze stand nun unangefochten eine Frau, über die einer ihrer Heerführer einmal sagte: „In Wien regiert jetzt der einzige richtige Mann, den das Haus Habsburg je hervorgebracht hat.”

REFORMEN UND WIEDER KRIEG

Erschüttert durch die Bedrohung von außen, sah Maria Theresia die Notwendigkeit, ihr Reich neu zu ordnen. Geld besorgte sie sich, indem sie auch vom Adel und der Geistlichkeit Steuern verlangte. Heimlich rüstete sie sich aber auch für einen Angriff auf den alten Gegner Preußen. Sie vergrößerte ihre Armee auf das Doppelte und schloss Bündnisse mit Frankreich und Russland. Damit verprellte sie jedoch England, das sich nun auf die Seite Preußens stellte. Der preußische König Friedrich II. kam Maria Theresia jedoch zuvor und schlug 1756 ohne Kriegserklärung zu. Am Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), der alle europäischen Mächte erfasste und der auch in den britischen und französischen Kolonien in Amerika und Indien ausgefochten wurde, musste sich Österreich geschlagen geben. Schlesien war endgültig verloren und Preußen Großmacht geworden.

Familienmutter und Landesmutter
Maria Theresia war eine treu sorgende Landesmutter. Sie unterstützte die durch endlose Kriege verarmten Bauern mit kostenlosem Saatgut und Gerätschaften. Sie nahm Kriegswaisen und Findelkinder auf, ließ sie in eigenen Häusern aufziehen und überzeugte sich oft persönlich von ihrem Wohlergehen. Sie richtete so genannte Trivialschulen ein, die allen Kindern offen standen. Und sie machte Hauptschulen, Gymnasien und Universitäten erstmals auch für Nichtadlige zugänglich. Und selbst brachte die fromme Katholikin 16 Kinder zur Welt.

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT

Trotz der langwierigen Kriege konnte Maria Theresia bis zuletzt die habsburgischen Lande fast vollständig bewahren. Und ihrem Ansehen als herausragende Herrscherpersönlichkeit schadeten selbst ihre Niederlagen nicht. Seit dem Tod ihres geliebten Mannes 1765 war Maria Theresia in Trauer. Sie hatte Joseph II., den ältesten Sohn aus der Schar ihrer 16 Kinder, zum Mitregenten in den habsburgischen Ländern eingesetzt, obwohl er die Ideen der Aufklärung vertrat. Viele seiner Reformpläne gingen ihr jedoch zu weit, und sie behielt sich das letzte Wort vor. Als Maria Theresia am 29. November 1780 starb, zog selbst ihr alter Erzfeind Friedrich der Große mit den Worten den Hut: „Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht.”

Verluste und Gewinne
Maria Theresia konnte trotz mehrerer Kriege das Habsburgerreich zusammenhalten. Nur Schlesien und ein Teil des Herzogtums Mailand und Parma gingen verloren. Dafür kam dank ihres Mannes das Großherzogtum Toskana hinzu. Und da sie sich schweren Herzens 1772 an der unrechtmäßigen Polnischen Teilung beteiligte, um Russland und Preußen nicht zu mächtig werden zu lassen, gewann sie auch die Provinz Galizien hinzu.

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw, 2007)