Revolution

 

Das Wort Revolution stammt aus dem Lateinischen und heißt Umwälzung. Ursprünglich hat man diesen Begriff in der Astronomie verwendet und damit das ewige Kreisen der Himmelskörper bezeichnet. Seine wesentlich bekanntere politische Bedeutung ist noch vergleichsweise jung. Denn politische Revolutionen sind eine Erscheinung der Neuzeit.

MEHR ALS EINE REVOLTE

„Das ist eine Revolte!”, soll der französische König Ludwig XVI. ausgerufen haben, als er am 14. Juli 1789 vom Sturm auf die Bastille, das Staatsgefängnis in Paris, unterrichtet wurde. „Nein, Sire, das ist eine Revolution”, schätzte der Großmeister der königlichen Garderobe den Ernst der Lage richtig ein. Erst jetzt, im Zeitalter der Aufklärung, kamen die Menschen auf die Idee, sich zu erheben und die bestehende Ordnung im Staat umzustürzen. Bis dahin nahm das Volk die gottgegebene Obrigkeit hin und zweifelte nicht an ihrer Rechtmäßigkeit. Allzu hemmungslose Herrscher mussten im Höchstfall mit einer Revolte, also einem Aufstand, rechnen. Mit solchen Revolten aber wollten die Untertanen den Herrscher lediglich wieder in seine Schranken weisen; ihn seiner Herrschaft zu entheben – daran dachte keiner.

Revolte oder Revolution?
Im Gegensatz zur Revolution liegt einer Revolte kein Programm für eine neue Ordnung zugrunde. Revolten enden im äußersten Fall mit einem Austausch der Machthaber; ansonsten bleibt alles beim Alten.

KAMPF FÜR EINE NEUE ORDNUNG

Heute wird zwar auch im Fall der gewaltsamen Loslösung der Kolonisten in der „Neuen Welt” von der englischen Krone durch einen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) von einer Revolution gesprochen, der „Amerikanischen Revolution” nämlich. Doch dies war eher ein Akt der Selbstbefreiung von Fremdherrschaft. Und im Gegensatz zu den Franzosen sahen sich die Amerikaner auch nicht als Revolutionäre sondern als Freiheitskämpfer. Bei der Französischen Revolution dagegen wurde mit dem Sturm auf die Bastille, das Symbol königlicher Willkürherrschaft, erstmals in der Geschichte der Menschheit ein Prozess in Gang gesetzt, an dessen Ende eine völlig neue Gesellschaftsordnung stand. Vorbei waren die Zeiten, in denen die Herrschaft allein in den Händen adliger und kirchlicher Machthaber lag. In den folgenden 150 Jahren eroberte sich das Volk in den meisten Ländern Europas Stück für Stück die Herrschaftsgewalt und führte parlamentarische Regierungsformen ein.

MOTOR DES FORTSCHRITTS

Seitdem ist Revolution zum Schlagwort für Umsturz geworden. Eine politische Revolution ist eine Änderung staatlicher und gesellschaftlicher Verhältnisse durch Gewalt oder Gewaltandrohung. Revolutionen brechen aus, wenn große Teile des Volkes mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden sind und ihre Forderungen nach mehr politischen und sozialen Rechten nicht erfüllt werden. Sie zielen – im Gegensatz zur so genannten Konterrevolution – immer auf Fortschritt ab, niemals auf eine Rückkehr zu Zuständen vergangener Zeiten. Revolutionäre kämpfen sozusagen für den Aufstieg zu einer höheren Form menschlichen Daseins.

Revolution von oben
Von einer „Revolution von oben” spricht man, wenn Machthaber revolutionäre Stimmungen im Volk aufgreifen, um von sich aus grundlegende gesellschaftspolitische Veränderungen in Angriff zu nehmen. Bestes Beispiel ist die Politik Otto von Bismarcks. Als preußischer Kanzler stellte er sich an die Spitze der deutschen Einheitsbewegung, um die Gründung des Deutschen Reiches zu vollenden. Um die Arbeiterschaft auf seine Seite zu ziehen, machte er sich als Reichskanzler Forderungen der Sozialdemokratie zu Eigen und leitete in einer weiteren „Revolution von oben” eine umfangreiche Sozialgesetzgebung ein.

BÜRGERLICHE REVOLUTION

Große revolutionäre Bewegungen werden meist durch neuartige Ideen vorbereitet. Im Fall der Französischen Revolution von 1789 war dies die Philosophie der Aufklärung, die zur Befreiung des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit aufrief. Die wichtigsten Gedanken und politischen Forderungen der Aufklärer sind in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung sehr schön zusammengefasst: „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und Streben nach Glück gehören; dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingerichtet werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten; dass es das Recht des Volkes ist, eine Regierung zu ändern, abzuschaffen oder zu ersetzen, wenn sie sich für diese Zwecke als schädlich erweist …”

Bürgerliche Revolutionen
In so genannten „bürgerlichen Revolutionen” erkämpfte sich das Bürgertum die politische Macht, so z. B. in Frankreich 1789, 1830 und 1848 oder in Deutschland vorübergehend 1848/49 und 1918/19 (Weimarer Republik).

PROLETARISCHE REVOLUTION

Im Fall der Russischen Revolution von 1917, eines weiteren Meilensteins der Geschichte der politischen Revolutionen, waren die neuen Ideen in der Theorie des Marxismus begründet. Karl Marx betrachtete die Menschheitsgeschichte als eine ununterbrochene Abfolge von Klassenkämpfen und Revolutionen – zuletzt zwischen Bourgeoisie (Besitzbürgertum) und Feudalherren (adligen Großgrundbesitzern). Nun, da das Proletariat (lohnabhängige Arbeiterschaft) von der Bourgeoisie schamlos ausgebeutet werde, sei als nächstes eine „proletarische Revolution” zu erwarten. Dabei werde alles Eigentum in Staatsbesitz überführt, damit es der gesamten Gesellschaft zunutze gemacht werden könne.

Proletarische Revolutionen
So genannte „proletarische Revolutionen” richten sich gegen das Besitzbürgertum. In solchen Revolutionen schaffen aufständische Arbeiter und Bauern das kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ab und ersetzen es durch den Sozialismus. Proletarische Revolutionen gab es z. B. 1917 in Russland und 1949 in China.

UNPOLITISCHE REVOLUTIONEN

Nicht jede Revolution muss politisch sein; im übertragenen Sinn werden auch andere grundlegende Umwälzungen in Natur, Gesellschaft und Lebenswelt als Revolution bezeichnet. Die Neolithische Revolution z. B. war weder politisch noch gewaltsam, sondern sie war die tief greifende Änderung der Lebensverhältnisse des Menschen, der in der Jungsteinzeit (dem Neolithikum) sein Dasein als Jäger und Sammler aufgab, um sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Die nächste grundlegende Umwälzung der Lebensverhältnisse fand erst ein paar tausend Jahre später statt, nämlich im 18./19. Jahrhundert: die industrielle Revolution. Sie wandelte die Gesellschaft, die bis dahin bäuerlich geprägt war, in eine industrielle um. Und heute scheinen uns die vielen technischen und gesellschaftlichen Neuerungen eine Revolution nach der anderen zu bescheren: die grüne Revolution, die sexuelle Revolution oder die digitale Revolution. Wahrscheinlich wirst du selbst auch noch einige Revolutionen erleben!

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

© cpw, 2007)