Rosa Luxemburg
Sie war eine unerschrockene Kämpferin für die Rechte der unterdrückten und ausgebeuteten Arbeiterklasse. In einer Zeit, in der man als Anhänger von Kommunismus und Sozialismus als Staatsfeind betrachtet wurde, bedeutete dies entweder ein Leben auf der Flucht oder im Gefängnis. Obwohl Rosa Luxemburg beides mehr als einmal erdulden musste, scheute sie kein Risiko. Sie stand für ihre politischen Überzeugungen gerade, nahm öffentlich Stellung, bot Gegnern und Obrigkeit gleichermaßen die Stirn – und bezahlte mit ihrem Leben. VON POLEN IN DIE SCHWEIZ Rosa (eigentlich Rosalia) Luxemburg wurde am 5. März 1870 als fünftes Kind eines jüdischen Holzhändlers in Zamość in Polen geboren. Das war eine Kleinstadt bei Lublin in jenem Teil von Polen, den sich das russische Zarenreich angeeignet hatte. Einige Jahre später zog die Familie nach Warschau um, wo Rosa das Mädchengymnasium für die polnische Unterschicht besuchte. Schon als Schülerin interessierte sie sich für Politik und arbeitete in verbotenen revolutionären Gruppen mit. Als ihr die russische Polizei auf der Spur war, floh Rosa Luxemburg 1889 in die Schweiz. Dort, in Zürich, studierte sie Nationalökonomie (Volkswirtschaftslehre). Und sie lernte Leo Jogiches kennen, einen russischen Revolutionär und die große Liebe ihres Lebens. Mit ihm zusammen suchte sie die polnischen Sozialisten von ihrem einsamen Kampf für ein befreites Polen abzubringen. Stattdessen sollten sie auf eine grenzüberschreitende sozialistische Revolution hinarbeiten, durch die sich die Fremdbestimmung über Polen von selbst erledigen würde.
FÜR EINEN REVOLUTIONÄREN SOZIALISMUS Nach ihrem Studium, das sie mit einer Doktorarbeit über die industrielle Entwicklung in Polen abschloss, ging Rosa Luxemburg nach Berlin. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, ging sie eine Scheinehe mit einem Arbeiter ein. Sie wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und spielte dort bald eine wichtige Rolle. Sie lehrte an der Parteischule der SPD, warb in öffentlichen Reden für den Sozialismus und schrieb revolutionäre Artikel zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen. Und sie legte sich mit Eduard Bernstein an, einem der führenden Köpfe der SPD. Er wollte den revolutionären Kampf gegen den Staat aufgeben und vertrat stattdessen die Auffassung, dass die Sozialisten mit friedlichen und rechtmäßigen Mitteln an der politischen Gestaltung des Staates mitwirken sollten, um die Lage der Arbeiterklasse zu verbessern. Rosa Luxemburg dagegen betrachtete die Revolution als einzig möglichen Weg zu neuen, gerechten Verhältnissen.
GEGEN KRIEG UND IMPERIALISMUS Unermüdlich setzte sich Rosa Luxemburg für die Sache des Sozialismus ein und kämpfte nachdrücklich gegen die Kriegstreiberei und die Weltmachtsphantasien von Kaiser Wilhelm II. an – und das gefiel der sozialistenfeindlichen Obrigkeit im Deutschen Kaiserreich überhaupt nicht. So wurde Rosa Luxemburg immer wieder festgenommen und zu Haftstrafen verurteilt. Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) saß sie die längste Zeit hinter Gittern. Ihre politische Arbeit setzte sie durch Briefe und Schriften aus dem Gefängnis fort. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte Rosa Luxemburg mit der SPD gebrochen. Denn die SPD unterstützte den Krieg und hielt nun nichts mehr von einem länderübergreifenden revolutionären Sozialismus. Unter der Führung von Rosa Luxemburg spalteten sich 1916 einige Gleichgesinnte, darunter Karl Liebknecht, von der SPD ab und gründeten eine antimilitaristische, internationalistische Gruppe, den Spartakusbund.
NOVEMBERREVOLUTION Als Rosa Luxemburg im November 1918 aus dem Gefängnis entlassen wurde, befand sich Deutschland im Umsturz. Der Kaiser hatte abgedankt und die SPD die Regierung übernommen. Gegen den Willen der Parteispitze wollte jedoch eine radikale Minderheit unter der Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg einen sozialistischen Staat erzwingen. Um die Jahreswende 1918/19 gründeten Liebknecht und Luxemburg aus dem Spartakusbund und anderen Gruppierungen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Wenige Tage später organisierten sie in Berlin eine von der KPD angeführte Massendemonstration gegen die SPD-Regierung. Es kam zu Ausschreitungen, die Demonstrationen wandelten sich in den so genannten Spartakusaufstand, und der wurde von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen. Nach einigen Tagen wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als Anführer des Spartakusaufstandes verhaftet. Auf dem Weg ins Gefängnis wurde Rosa Luxemburg am 15. Januar 1919 von rechtsgerichteten Soldaten erschossen, ihre Leiche wurde in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Auch Karl Liebknecht wurde von den Freikorpssoldaten ermordet.
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