Wirtschaftsbereiche
Die Zeiten, in denen der Mensch Selbstversorger war und alles, was er brauchte, selbst herstellen musste, sind längst vorbei. Spätestens seit unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit – vor ungefähr 10 000 Jahren – sesshaft geworden waren, gibt es die Arbeitsteilung. Heute sät und erntet der Bauer den Weizen, den der Müller zu Mehl mahlt und der Kraftfahrer zum Großhändler transportiert. Dieser wiederum verteilt das Mehl an die Lebensmittelhändler, die es in ihren Läden an die Verbraucher weiterverkaufen. Auf dem Weg in die Neuzeit hat sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg eine fast unüberschaubare Fülle von Berufen und Techniken der Warenproduktion entwickelt. Sieht man genauer hin, lässt sich ganz leicht Ordnung in dieses scheinbare Chaos von Berufen bringen. Wirtschaftswissenschaftler gliedern das Wirtschaftsleben zu diesem Zweck in Bereiche, so genannte Sektoren, die sie mit den lateinischen Bezeichnungen primär (erster), sekundär (zweiter), tertiär (dritter) und quartär (vierter) durchnummerieren. Der eine oder andere dieser Sektoren besitzt noch Untersektoren. Wie die Glieder einer großen Produktionskette hängen die Sektoren zusammen. Interessant ist, dass die Wirtschaftssektoren zugleich ein Spiegelbild der Wirtschaftsentwicklung abgeben. PRIMÄRER SEKTOR Der primäre Sektor umfasst alle Tätigkeiten, bei denen es um die Gewinnung von Naturprodukten und Rohstoffen geht. Die Wirtschaftszweige dieses Sektors sind Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Die in der Landwirtschaft tätigen Bauern verdienen Geld mit Ackerbau und Viehhaltung, Pflanzen- und Viehzucht. Sie bestellen den Boden und ernten Feldfrüchte (Getreide, Kartoffeln usw.) sowie Obst und Gemüse (Äpfel, Birnen, Rüben, Kohl, Tomaten, Paprika, Hülsenfrüchte usw.). Und sie hüten und mästen Vieh (Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel) zur Gewinnung von Milch, Eiern, Fleisch oder Wolle. Forstwirte bestreiten ihren Lebensunterhalt mit dem Pflanzen von Wäldern, der Ernte von Nutzholz oder der Gewinnung von Baumprodukten wie Harz. Die Fischer leben vom Fischfang. Die Tätigkeiten im primären Sektor haben die längste Tradition. Sie gibt es, seit der Mensch sein Leben als Jäger und Sammler aufgab und sesshaft wurde. In den hoch entwickelten Ländern, den Industriegesellschaften, ist der Anteil der Beschäftigten im primären Sektor wesentlich niedriger als in den unterentwickelten Ländern. Der Grund liegt vor allem in der höheren Mechanisierung: Mit Maschinen bewältigt bei uns ein einziger Bauer Arbeiten, die anderswo, wo diese Maschinen nicht zur Verfügung stehen, von Dutzenden von Arbeitskräften in Handarbeit erledigt werden müssen.
SEKUNDÄRER SEKTOR Der sekundäre Sektor umfasst alle Tätigkeiten zur Weiterverarbeitung von Rohstoffen in Fertigprodukte oder Halbfertigprodukte, also die Waren herstellenden und verarbeitenden Gewerbe. Er beinhaltet also alle Wirtschaftszweige in den Bereichen Industrie, Handwerk und Bergbau. Der sekundäre Sektor hängt vom primären Sektor ab, denn er ist auf Naturprodukte angewiesen. Zum Bespiel hätte eine Konservenfabrik ohne Obst, Gemüse, Fleisch oder Fisch nichts einzudosen und würde gar nicht existieren. Und die Textilindustrie ist zur Herstellung von Stoffen und Kleidungsstücken auf Wolle und Baumwolle angewiesen. Viele Wirtschaftszweige im sekundären Sektor hängen auch voneinander ab. So werden z. B. in der Automobilindustrie Halbfertigprodukte wie Blech, Stahl oder Glas benötigt, die erst von anderen Industriebetrieben hergestellt werden müssen. Obwohl es beim Bergbau um den Abbau von Rohstoffen wie Mineralien und Erzen geht, wird er nicht zum primären, sondern ebenfalls zum sekundären Sektor gezählt. Ein stark ausgeprägter sekundärer Sektor mit einem großen Anteil an Beschäftigten ist ein Kennzeichen für hoch entwickelte Industrieländer. TERTIÄRER SEKTOR Hierzu gehören alle Arbeiten, die nicht in den primären oder sekundären Sektor fallen. Die Endprodukte im tertiären Sektor lassen sich, bildlich gesprochen, mit der Hand nicht greifen. Denn es handelt sich um Dienste, die anderen Menschen erbracht werden, weshalb man auch vom Dienstleistungssektor spricht. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des tertiären Sektors gehören Handel und Verkehr, Tourismus, Bildungswesen (Schulen und Universitäten), Gesundheitswesen, Verwaltung, Banken, Medien (Fernsehen, Rundfunk und Presse), Rechts- und Justizwesen, Sicherheits- und Streitkräfte (Polizei und Armee). Dienstleistungen, die von staatlichen Stellen erbracht werden, fallen in den so genannten öffentlichen Sektor, der Rest in den privaten bzw. privatwirtschaftlichen Sektor. Im Dienstleistungssektor tummelt sich eine kunterbunte Mischung verschiedener Berufe: Verkäufer, Rechtsanwälte, Richter, Taxifahrer, Lehrer, Kellner, Ärzte, Bürgermeister, Busfahrer, Redakteure, Lastkraftfahrer, Bankkassierer, Sozialarbeiter, Museumsführer, Friseure, Computerprogrammierer, Architekten und so weiter und so fort. Je höher entwickelt die Volkswirtschaft eines Landes ist, desto mehr Menschen arbeiten im tertiären Sektor. Heute gibt es bereits regelrechte Dienstleistungsgesellschaften wie z. B. in den USA und in Deutschland: Hier arbeiten mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im tertiären Sektor. QUARTÄRER SEKTOR Neuerdings gibt es Bestrebungen, neben diesen drei traditionellen Wirtschaftssektoren einen vierten einzuführen. Dieser soll sämtliche Tätigkeiten rund um die Erstellung, Verarbeitung und Verteilung von Informationen (Wissen) umfassen.
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