Zweiter Weltkrieg

 

Als sich das Deutsche Reich im November 1918 seinen übermächtigen Feinden ergeben musste, brach für den Soldaten Adolf Hitler eine Welt zusammen. Wie viele andere glaubte er an die „Dolchstoßlegende”, die die deutsche militärische Führung verbreitete: Dass nämlich die deutsche Armee im Felde unbesiegt geblieben wäre und nur durch Verrat und Revolution in der Heimat von „hinten erdolcht” und zur Aufgabe gezwungen worden sei. Und wie die überwiegende Mehrheit konnte Hitler auch nicht den „Schandfrieden” verwinden, der Deutschland von den Siegern im Versailler Vertrag diktiert worden war und das Land in den Ruin getrieben hatte. So strebte Hitler nach seiner Machtübernahme am 30. Januar 1933 danach, den von den „Novemberverbrechern” verloren gegebenen Krieg wieder aufzunehmen und zu Ende zu führen. Außerdem träumte er von einem Großgermanischen Reich und erhob die Gewinnung neuen „Lebensraumes” für die Deutschen in den Weiten Osteuropas zu seinem obersten außenpolitischen Ziel. Und dabei sah Hitler die Chance, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Denn die „Ausrottung” des „Marxismus” und „Bolschewismus” in der Sowjetunion war stets eines seiner wichtigsten Anliegen.

Vorbild Großbritannien
Hitler hatte viel Bewunderung für das britische Weltreich und nahm sich dessen Kolonialpolitik zum Vorbild für seine eigenen Herrschaftsphantasien. Sein ursprünglicher Plan sah vor, neben Italien auch Großbritannien als Verbündeten zu gewinnen. Den Hauptfeind sah er im sowjetischen Russland, das er zum „deutschen Indien” machen wollte.

SCHAFFUNG DES GROSSDEUTSCHEN REICHES

Dies alles erklärt auch Hitlers dreiste Außenpolitik, mit der er einen Angriff seiner Nachbarn förmlich herausforderte. Er gab sich zwar einerseits als Friedensengel, zeigte sich verhandlungsbereit und warb um internationale Anerkennung. Doch mit seiner Politik der überraschenden Aktionen und vollendeten Tatsachen bekundete er ständig bedrohliche Gewaltbereitschaft. Zunächst sah es so aus, als ginge es ihm nur um die Rückgewinnung der Gebiete, die Deutschland 1919 durch den Versailler Vertrag verloren hatte: Das Saarland fiel ihm noch durch eine Volksabstimmung in die Hände (1935), doch das entmilitarisierte Rheinland ließ er bereits von Soldaten besetzen (1936). Als Nächstes erklärte er den Anschluss seines Heimatlandes Österreich und holte das von 3,5 Millionen Deutschen besiedelte tschechische Sudetenland „heim ins Reich” (1938). Als er handstreichartig die „Rest-Tschechei” zum deutschen „Protektorat Böhmen und Mähren” machte, kam dies bereits einem kriegerischen Akt gleich. Litauen gab daraufhin aus Furcht das Memelland freiwillig zurück.

Münchner Abkommen
Vergeblich hatte die Tschechoslowakei auf die Unterstützung durch seinen Verbündeten Frankreich gebaut. Aber im Münchner Abkommen hatten Frankreich wie auch Großbritannien dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich zugestimmt und damit praktisch ganz Osteuropa bis zur russischen Grenze als deutsches Einflussgebiet anerkannt. Zugleich gewann Hitler in Polen und Ungarn neue Verbündete, da er sie an der Aufteilung der Tschechoslowakei teilhaben ließ. Auch Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien und die Türkei suchten Deutschlands Freundschaft.

ÜBERFALL AUF POLEN

Überraschenderweise antworteten Deutschlands Gegner aus dem 1. Weltkrieg, Großbritannien und Frankreich, auf die fortgesetzten Vertragsbrüche nur mit einer Politik der Beschwichtigung (englisch: Appeasement) und Zugeständnisse. Dies brachte Hitlers Zeitplan durcheinander. Die heimliche Aufrüstung, die er 1935 unter Bruch des Versailler Vertrags in Gang gesetzt hatte, war abgeschlossen. So nahm Hitler schließlich selbst das Heft in die Hand und überfiel am 1. September 1939 Polen. Kurz zuvor hatte er zur allgemeinen Überraschung mit dem Erzfeind Sowjetunion einen Nichtangriffspakt geschlossen, den Hitler-Stalin-Pakt. Darin versicherten sich beide Seiten „wohlwollender Neutralität” im Kriegsfall und teilten insgeheim Polen untereinander auf.

BLITZKRIEG IM WESTEN

Großbritannien und Frankreich erklärten Deutschland zwar am 3. September 1939 den Krieg, blieben in ihrem Schock jedoch untätig, bis Polen in einem „Blitzkrieg” am 7. Oktober besiegt und zwischen Deutschland und der Sowjetunion geteilt war. Gegen die Bedenken seiner Generäle wandte sich Hitler dann im Frühjahr 1940 nach Norden und Westen: Deutsche Truppen unterwarfen Dänemark und Norwegen und griffen die Niederlande, Belgien und Frankreich an. Bereits am 14. Juni zogen sie in Paris ein. Aber sie besetzten nur Nordfrankreich und die Atlantikküste. Das restliche Frankreich und die französischen Kolonien sollten unter der willfährigen Regierung von Marschall Henri Philippe Pétain vorerst ihre Eigenständigkeit behalten. Nach ihrem Sitz in der französischen Stadt Vichy ging diese Regierung unter dem Namen Vichy-Regierung in die Geschichte ein.

Waffenstillstand mit Frankreich
Nach nur sechswöchigem Blitzfeldzug musste Frankreich am 22. Juni 1940 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen. Dies geschah im selben Eisenbahnwaggon und am selben Ort, nämlich im Wald von Compiègne, wo Deutschland am 11. November 1918 nach seiner Niederlage im 1. Weltkrieg den Waffenstillstand hatte unterzeichnen müssen.

ACHSE BERLIN–ROM

Seit 1936 waren das Deutsche Reich und Italien durch die so genannte Achse Berlin–Rom verbündet. Aber Italien war bei Kriegsbeginn nicht wie erwartet auf der Seite Deutschlands in den Krieg eingetreten. Dies geschah erst 1940. Jedoch sollte sich für Hitler das Bündnis mit Italien eher als eine Belastung erweisen. Da der italienische Duce („Führer”) Benito Mussolini eigene Großmachtpläne verfolgte, wurde die deutsche Armee zunehmend in die Kämpfe Italiens im Mittelmeerraum verwickelt, insbesondere in Nordafrika, Griechenland und auf dem Balkan.

Achsenmächte und Alliierte
Die Kriegsgegner im 2. Weltkrieg werden als Achsenmächte und Alliierte bezeichnet. Die Achsenmächte waren zunächst Deutschland und Italien, später schlossen sich ihnen noch Japan sowie eine Reihe weiterer Staaten an. Benannt sind sie nach der „Achse Berlin-Rom”, dem Bündnis zwischen Deutschland und Italien, das dann zu dem größeren Bündnis der Achsenmächte erweitert wurde. Die Alliierten, auch Anti-Hitler-Koalition genannt, waren bei Kriegsbeginn vor allem Frankreich und Großbritannien. Im Verlauf des Krieges stießen noch zahlreiche weitere Staaten hinzu, darunter die Sowjetunion und die USA.

LUFTSCHLACHT UM ENGLAND

Nach dem Sieg über Frankreich hätte sich Hitler am liebsten sofort der „Eroberung von Lebensraum im Osten” zugewandt. Doch als Großbritannien wider Erwarten Hitlers Friedensangebot zurückwies, wollte er es rasch in die Knie zwingen. Am 13. August 1940 begann die „Luftschlacht um England”, ein heftiges Bombardement englischer Städte durch die deutsche Luftwaffe. Doch als sich der Sieg nicht einstellen wollte, unterbrach Hitler die Angriffe, um sich dem „Unternehmen Barbarossa” zu widmen. „Unternehmen Barbarossa” war der Deckname für den geplanten Krieg gegen die Sowjetunion.

UNTERNEHMEN BARBAROSSA

Trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes überschritten am 22. Juni 1941 drei Millionen deutsche Soldaten, unterstützt von italienischen, finnischen und rumänischen Truppen, die sowjetischen Grenzen. Ohne nennenswerte Gegenwehr eroberten sie die Ukraine und stießen nach Leningrad (heute Sankt Petersburg) und Moskau vor. Beide Städte sollten, so lautete ein ungeheuerlicher Befehl Hitlers, in jedem Fall dem Erdboden gleichgemacht werden. Im Oktober meldete das deutsche Oberkommando schon die bevorstehende Entscheidungsschlacht – da kam ein verfrühter Wintereinbruch den Russen zu Hilfe. Entsetzliche Kälte fügte der deutschen Armee schwerste Verluste zu. Sie hatte keine Winterausrüstung, denn bei Beginn des „Unternehmens Barbarossa” hatte die deutsche Führung noch geglaubt, der Krieg gegen die Sowjetunion werde gerade einmal zwei Wochen dauern. In diesem Winter 1941/42 begann die weit unterschätzte sowjetische Rote Armee mit ihrem Gegenangriff.

Der Osten unter deutscher Besatzung
Die eroberten Gebiete im Osten wurden von den deutschen Besatzern rücksichtslos ausgeplündert. Einheiten der SS durchkämmten die Bevölkerung auf der Suche nach Juden, die entweder gleich ermordet oder in die Vernichtungslager abtransportiert wurden. Vergeltungsaktionen kosteten Hunderttausende Menschen das Leben. Weitere Hunderttausende wurden verschleppt, um in Deutschland als „Fremdarbeiter” in der Landwirtschaft und in der Industrie eingesetzt zu werden.

KRIEGSERKLÄRUNG AN DIE USA

Noch 1941 weitete sich der Krieg auf den Fernen Osten und den Pazifischen Ozean aus. Am 7. Dezember 1941 startete Japan einen Überraschungsangriff auf den US-Marinestützpunkt in Pearl Harbor auf der Hawaii-Insel Oahu. Einen Tag später erklärten die USA Japan den Krieg, und weitere drei Tage später erklärte auch Hitler den USA den Krieg. Denn seit September 1940 gab es ein Bündnis zwischen Japan und den so genannten Achsenmächten Deutschland und Italien, den Dreimächtepakt. Hitler hoffte wahrscheinlich, Japan würde im Gegenzug der Sowjetunion den Krieg erklären und eine zweite Front gegen die Sowjetunion eröffnen, die ihn entlasten könnte. Doch zu einer militärischen Zusammenarbeit kam es nicht. Die Japaner blieben der Sowjetunion gegenüber neutral und setzten ihren Eroberungskrieg in Ost- und Südostasien fort.

DIE WENDE

Zwar gelang es deutschen Truppen im Sommer 1942 noch einmal, bis zu der wichtigen Stadt Stalingrad (heute Wolgograd) vorzurücken. Aber der zweite russische Winter 1942/43 brachte endgültig die Wende. Nach der außerordentlich verlustreichen Schlacht um Stalingrad musste sich die deutsche 6. Armee der sowjetischen Übermacht geschlagen geben. Die USA versorgten bereits seit 1939 Großbritannien mit Waffen; nun aber beteiligten sie sich aktiv am Krieg in Europa. Immer häufiger bombardierten britische und amerikanische Flugzeuge deutsche Städte. Angesichts der hohen Verluste unter der Zivilbevölkerung und der großen Zerstörungen rief Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 vor begeisterten Zuhörern im Berliner Sportpalast den „totalen Krieg” aus.

Die Opfer von Stalingrad
Als sich die deutsche 6. Armee unter General Friedrich Paulus am 31. Januar 1943 vor Stalingrad ergab, waren von ursprünglich 250 000 Mann noch 91 000 am Leben. Und nur 6 000 sollten nach der Kriegsgefangenschaft in Sibirien die Heimat wiedersehen.

INVASION IN ITALIEN

Im weiteren Verlauf des Jahres 1943 verließ die deutsche Armee auf sämtlichen Kriegsschauplätzen das Glück. An allen Fronten gerieten die Angriffe ins Stocken und verwandelten sich in verzweifelte Abwehrkämpfe. Nach der Niederlage der Achsenmächte in Afrika setzten die Alliierten von dort aus im Juli 1943 nach Sizilien über und landeten im September in Italien. Mussolini wurde durch einen Staatsstreich abgesetzt, und die italienische Regierung bot einen Waffenstillstand an. Um dies zu verhindern, besetzten deutsche Truppen den Norden Italiens und setzten dort Mussolini wieder ein. Am 4. Juni 1944 fiel den Alliierten Rom in die Hände.

INVASION IN DER NORMANDIE

Die eigentliche alliierte Invasion (Einmarsch) begann aber erst im Juni 1944 mit der Landung der Alliierten in der Normandie. In verlustreichen Kämpfen befreiten britische und amerikanische Truppen Frankreich und drangen Richtung Osten nach Deutschland vor. Unterdessen schlug die sowjetische Rote Armee die Wehrmacht aus Russland und Polen zurück und griff Deutschland von Osten an. Im Westen versuchte Hitler am 16. Dezember 1944 noch einmal einen vergeblichen Vorstoß über die Ardennen, um den Vormarsch der Westalliierten zu stoppen.

Im März 1945 stießen die Amerikaner über Aachen zum Rhein vor. Am 19. April erreichten die Briten die Elbe. Ende April 1945 stand die Rote Armee vor Berlin. Hitler, der bis zum bitteren Ende aus seinem Bunker unter der Reichskanzlei in Berlin Befehle erteilt hatte, beging am 30. April 1945 Selbstmord. Seine letzten Worte waren: „Das deutsche Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen!” Die deutsche Wehrmacht kapitulierte am 7. Mai 1945.

Kriegskonferenzen
Ab 1943 trafen sich die Alliierten mehrmals zu Kriegskonferenzen, um ihr weiteres Vorgehen gegen die Achsenmächte abzusprechen. Besonders wichtig waren die Konferenzen von Teheran (18. November bis 1. Dezember 1943) und Jalta (4. bis 11. Februar 1945). Teilnehmer an diesen Konferenzen waren die Staats- und Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion: Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und Jossif Stalin. Besprochen und beschlossen wurde auf diesen Konferenzen auch schon die Nachkriegsordnung in Deutschland.

JAPAN KAPITULIERT

Indessen ging der Krieg im Pazifik weiter. Weil für viele japanische Soldaten eine Niederlage schlimmer als der Tod war, weigerten sie sich aufzugeben. Um zu verhindern, dass noch mehr ihrer Soldaten japanischen Selbstmordkommandos zum Opfer fielen, warfen die Amerikaner am 6. August 1945 über Hiroshima ihre neueste Waffe ab: die Atombombe. 130 000 der 350 000 Einwohner von Hiroshima starben auf der Stelle, und die Stadt wurde völlig dem Erdboden gleichgemacht. Nachdem drei Tage später eine zweite Atombombe auf die Stadt Nagasaki gefallen war, erklärte der japanische Kaiser am 15. August die Kapitulation. Am 2. September 1945 unterzeichnete Japan formell die Kapitulation.

Kamikaze
In auswegloser Situation schickten die Japaner Kamikaze-Flieger in den Einsatz. In Selbstmordkommandos stürzten sich diese Flieger mit ihren Flugzeugen, die mit Sprengstoff beladen waren, auf amerikanische Schiffe. Die amerikanische Marine verlor auf diese Weise rund 40 Schiffe.

BILANZ DES SCHRECKENS

Der 2. Weltkrieg war die bislang größte militärische Auseinandersetzung in der Menschheitsgeschichte. 61 Länder mit fast einem Drittel der Weltbevölkerung waren daran beteiligt. Weltweit schätzt man die Zahl der Toten auf 60 Millionen. Die höchsten Verluste hatte die Sowjetunion: Sie hatte neuen Schätzungen zufolge mindestens 25 Millionen Tote zu beklagen. Außerdem starben fast sechs Millionen Deutsche, viereinhalb Millionen Polen und fast zwei Millionen Japaner. Und etwa sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Millionen von Menschen kamen zwar mit dem Leben davon, hatten aber ihren Besitz und ihre Heimat verloren. Leid und Elend waren unbeschreiblich.

Flucht
Beim Herannahen der sowjetischen Roten Armee suchten Millionen aus den deutschen Ostgebieten ihr Heil in der Flucht nach Westen. Als die Rote Armee Ostpreußen vom Reich abschnitt, saßen zahlreiche Flüchtlingstrecks fest. Hunderttausende wurden von der deutschen Kriegsmarine über die Ostsee in Sicherheit gebracht. Eine Reihe von Transportschiffen mit Frauen, Kindern und Verwundeten an Bord fielen sowjetischen Angriffen zum Opfer. Bei der Versenkung der völlig überfüllten Wilhelm Gustloff am 30. Januar 1945 z. B. ertranken über 9 000 Menschen.

 

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw, 2007)