Bertelsmann AG

Größter Medienkonzern Europas und einer der größten Buchverlage der Welt.

Die Bertelsmann AG mit Sitz in Gütersloh ist seit 1971 eine Aktiengesellschaft, deren Kapitalanteile heute von drei Gesellschaftern gehalten werden: der Bertelsmann Stiftung, der Group Bruxelles Lambert sowie der Familie Mohn. Der Konzern ist weltweit in 58 Ländern vertreten.

Am 1. Juli 1835 von Carl Bertelsmann als Verlag für theologische, philosophische und pädagogische Schriften gegründet, expandierte das Unternehmen bis zu seiner Zwangsschließung durch die Nationalsozialisten mehr und mehr im Bereich der Unterhaltungsliteratur. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden große Teile des Verlagsgebäudes durch einen Bombenangriff zerstört. 1947 begann Reinhard Mohn mit dem Wiederaufbau des Verlages. 1950 gründete Mohn den Bertelsmann Lesering und 1952 eine Lexikonredaktion (Große Bertelsmann Lexikothek, Bertelsmann Lexikon, Deutsche Geschichte). 1956 folgten ein verlagseigenes karthographisches Institut und der Bertelsmann Schallplattenring, 1957 eine Schallplattenfabrik (Sonopress) sowie eine Schallplattenfirma (Ariola). Der Medienkonzern entwickelte sich zum weltweiten Marktführer durch mehrere Umstrukturierungen (Sigbert Mohn Verlag, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, C. Bertelsmann Verlag in München, Lexikon-Institut Bertelsmann, Ratgeber-, Fachverlag, Reise- und Verkehrsverlag/Karthographisches Institut Bertelsmann Gütersloh, Bertelsmann Schul- und Universitätsverlag Düsseldorf), weitere Expansionen (Tochterfirmen im Ausland, Bertelsmann International für den Lizenzverkauf, Betriebe in Bergamo, Barcelona und Wien) und Beteiligungen an zahlreichen Firmen aus der Branche (Buchgemeinschaft Donauland, Deutsche Buchgemeinschaft, Gruner + Jahr AG & Co., Berlin Verlag). 1977 gründete Mohn die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung. Noch im selben Jahr übernimmt Bertelsmann den Goldmann Verlag, der sich in der Folgezeit zum größten deutschen Taschenbuchverlag entwickelte. Seit 1984 engagiert sich die Bertelsmann AG auch im privaten Fernsehen und Hörfunk. Seit Mitte der neunziger Jahre versuchte Bertelsmann, den Zukunftsmarkt des digitalen Pay-TV (zusammen mit der KirchGruppe) zu erschließen.

Bedeutende Meilensteine im Auslandsgeschäft des Unternehmens sind z. B. 1979 die Übernahme des US-Labels Arista, 1980 der Kauf von Bantam Books in New York, dem bis dahin größten Taschenbuchverlag der Welt, und 1997 die Fusion der Bertelsmanntochter UFA Film und Fernsehen GmbH mit der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT). Aus dieser Verschmelzung geht die RTL Group hervor. Sie ist eines der größten Fernsehunternehmen Europas und notiert erstmals im Juli 2001 an der Londoner Börse. Die bis dahin größte Investition in der Unternehmensgeschichte ist die Übernahme des renommierten Verlages Random House 1998. Mit der Gründung der Random House, Inc. wird Bertelsmann zum größten Buchverlag der englischsprachigen Welt.

Auf dem Multimedia- und Onlinemarkt kooperiert der Konzern mit verschiedenen Unternehmen. So hat Bertelsmann beispielsweise zusammen mit dem amerikanischen Internet-Suchdienst Lycos ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das in 37 Ländern aktiv ist. Joint Ventures bestehen u. a. auch mit der Pixelpark AG, einem der führenden Multimediadienstleister in Deutschland und Europa. Die Zusammenarbeit zwischen Bertelsmann und AOL (seit 1995) wird nicht erhalten bleiben. AOL beabsichtigt mit Time Warner zu fusionieren, wobei das amerikanische Unternehmen sich von den Kooperationen mit Bertelsmann zurückziehen soll. Dies hatte die Europäische Kommission zur Bedingung für die Fusion AOL–Time Warner gestellt. Der Bertelsmann Medienshop BOL, eine Plattform für den Onlineverkauf von Literatur und Audio-CDs, startete 1999.

Im November 2000 wurde die Allianz zwischen der Internet-Musiktauschbörse Napster Inc. und der im Juni 2000 gegründeten Bertelsmann eCommerce Group bekannt. Das Filesharing-System von Napster soll zu einem Service für den Musikvertrieb im Internet weiterentwickelt werden. Gegen Napster hatte die US-Musikindustrie 1999 eine Urheberrechtsklage eingereicht, weil Internetnutzer mit Hilfe der Napstersoftware kostenlos Musikdateien austauschten. Für die Wahrung von Urheberrechten wurde ein digitales Abonnement für den Musiktausch geplant. Die Bertelsmanntochter BMG (Bertelsmann Music Group, gegründet 1987) zog sich aus der Klage der amerikanischen Musikindustrie zurück.

Verfasst von:
Roland Detsch

 

(© cpw 2006)