Bühne

Meist erhöhte Spielfläche für Schauspieler, Sänger und Musiker in Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen; häufig wird der Begriff auch synonym mit Theater verwendet.

Moderne Theater präsentieren sich hinsichtlich der Bühnenkonzeption sehr variabel und nehmen bewusst auch antiquierte Bühnenformen als eigenständige Ausdrucksmittel auf. Die Bühnen großer Theatersäle sind mit einer Vielzahl technischer Einrichtungen ausgestattet. Das Bühnenportal hinter dem Hauptvorhang besteht aus beweglichen und mit Scheinwerfern ausgestatteten Portaltürmen bzw. -brücken, mit denen sich der Bühnenausschnitt in Höhe und Breite verändern lässt; die Bühnenbilder hängen an aufziehbaren Prospektzügen. Je nach Platzbedarf seitlich und hinter der Bühne kommen Drehbühnensysteme oder Verschiebebühnen zum Einsatz. Drehbühnen bestehen aus einem drehbaren Zylinder, der sich durch konzentrische Ringelemente vergrößern lässt und mittig durch eine Wand abgeteilt ist. Beim Szenenwechsel wird die Bühne um 180 Grad gedreht und kann auf der Rückseite der Trennwand neu dekoriert werden. Bei Verschiebebühnen sind die Bühnenbilder auf Bühnenwagen montiert, die zwischen den Szenen fertig auf die Bühne geschoben werden. Zusätzlich befinden sich auf dem Fußboden der Bühne versenkbare Podien, mit denen Gegenstände oder Requisiten nach oben oder unten transportiert werden können. Statt der herkömmlichen Bühnenbilder kommen heute vielfach Hintergrundprojektionen zum Einsatz, die mit speziellen Projektionsgeräten von hinten auf Kunststoffhorizonte geworfen werden. Opernhäuser verfügen zwischen Bühne und Zuschauerraum zusätzlich über einen Orchestergraben für die Musiker.

Während sich das Geschehen im antiken griechischen Theatron auf der als Orchestra bezeichneten ovalen Basisplattform unterhalb der Zuschauerränge abspielte – sie war mit einem drehbaren, dreiseitigen Dekorationselement, dem Periakt, ausgestattet –, wurde im römischen Theater die halbkreisförmige Orchestra durch ein festes Bühnenhaus im Hintergrund begrenzt. Nachdem im Mittelalter Schauspiele zumeist auf öffentlichen Plätzen mit mobilen Dekorationselementen dargeboten wurden, verlagerten sie sich zu Beginn der Neuzeit zunehmend in geschlossene Säle mit Einortbühnen, die in Anlehnung an das römische Bühnenhaus im Hintergrund einer freien Vorderbühne mit Vorhängen verschlossen waren, durch die die Schauspieler ein- und ausgehen konnten (Terenzbühne). Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam die Winkelrahmenbühne in Mode, die aus einer breiten Vorderbühne mit ansteigender, begrenzter Bildbühne im Hintergrund bestand. Im 16. Jahrhundert wurde die Theaterausstattung vielfach von offen in den Zuschauerraum vorspringenden Shakespearebühnen geprägt, die auf jegliche Hintergrunddekoration verzichteten. Die erhöhte Guckkastenbühne des 17. Jahrhunderts war räumlich vom Zuschauerraum getrennt und durch einen Bühnenrahmen im Vordergrund nur mehr frontal einsehbar. Das höfische Theater des 17. und 18. Jahrhunderts und der Siegeszug der Oper führte zur Revolutionierung der Bühnengestaltung (Kulissenbühnen, Perspektivbühnen) und vor allem der Bühnentechnik (Lichteffekte, Wind- und Geräuschmaschinerie, Flugapparate etc.).

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)