Aus
den politischen Emanzipationsbestrebungen Bulgariens erwachsene
Spannungen mit Serbien und Russland, die 1886 zum Staatsstreich
russischer Verschwörer gegen den bulgarischen Fürsten Alexander I.
(von Battenberg) führte.
Das nach
dem Russisch-Türkischen Krieg auf Beschluss des Berliner Kongresses
1878 zwar weitgehend autonom gewordene, aber unter russischer
Hegemonie stehende Fürstentum Bulgarien hatte sich 1879 gegen den
Willen Russlands eine liberale Verfassung nach belgischem Muster
gegeben. Zur Besänftigung des Zaren Alexander II. wählte die
bulgarische Nationalversammlung im selben Jahr dessen Neffen
Alexander von Battenberg zum Fürsten, der sich in der Folgezeit
allerdings zunehmend von der russischen Fremdbestimmung zu befreien
trachtete. 1885 vereinigte er gegen russische und serbische Proteste
die autonome Provinz Ostrumelien mit Bulgarien. Daraufhin
marschierte die serbische Armee in Bulgarien ein, und obwohl
Russland ihm jegliche Militärhilfe entzogen hatte, gelang es Fürst
Alexander, die Serben zurückzuschlagen (Sieg bei Sliwnitza, 1885).
Einen Vorstoß nach Serbien musste Alexander jedoch nach
österreichischen Interventionsdrohungen und russischen Protesten
abbrechen.
Der
Friede von Bukarest (3. März 1886), der diesen
Serbisch-Bulgarischen Krieg beendete, bestätigte die Vereinigung
Ostrumeliens mit Bulgarien; Zar Alexander III. weigerte sich
allerdings, Fürst Alexander als Herrscher in dem vergrößerten
Bulgarien anzuerkennen. Auf russisches Betreiben putschte nun eine
Gruppe prorussischer Offiziere gegen Fürst Alexander und zwang ihn
am 9. August 1886 zur Abdankung. Zwar konnte Alexander mit
Unterstützung des bulgarischen Parlamentspräsidenten wenig später
nochmals kurz auf den Thron zurückkehren; am 7. September 1886
verzichtete er dann jedoch endgültig auf die Herrschaft. Zu seinem
Nachfolger wurde Ferdinand I. von Sachsen-Coburg gewählt.
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw)