Durch Abspaltung von der
rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) 2005
entstandene politische Organisation.
Das als nationale Sammlungsbewegung
in der Farbe Orange auftretende BZÖ bildete sich im Gefolge des
Austritts des Rechtspopulisten Jörg Haider und seiner Getreuen aus
der FPÖ am 4. April 2005, darunter alle freiheitlichen
Kabinettsmitglieder sowie fast alle freiheitlichen
Nationalratsabgeordneten. Mit diesem Coup entledigte sich Haider
seiner innerparteilichen Widersacher und kehrte mit einem
Paukenschlag auf die bundespolitische Bühne zurück. In der FPÖ
zurückgelassen wurde der abtrünnige deutschnationale Flügel um den
Wiener Parteiobmann Heinz-Christian Strache und den EU-Abgeordneten
und ehemaligen Chefideologen Andreas Mölzer. Das haiderkritische
Duo, das als Konsequenz eines dramatischen Wähler- und
Mitgliederschwundes u. a. für eine Aufkündigung der
Regierungskoalition und die Rückkehr in die Opposition eintrat,
hatte zuletzt zunehmend an Einfluss in der FPÖ gewonnen. Mehr als
zwei Drittel der Anhänger hatten ihrer Partei bis Anfang 2005 aus
Enttäuschung über die Mitverantwortung der als zu
wirtschaftsfreundlich und unsozial empfundenen Politik der
ÖVP/FPÖ-Regierung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bereits den
Rücken gekehrt. Am 17. April 2005 konstituierte sich das BZÖ formell
auf seinem Gründungskonvent in Salzburg; Haider wurde zum Obmann und
Hubert Gorbach zum Geschäftsführenden Obmann gewählt. Schüssel
machte es möglich, dass das BZÖ mit Haider und Vizebundeskanzler
Gorbach an der Spitze im fliegenden Wechsel die Nachfolge der FPÖ
als Koalitionspartner in seiner Regierung antreten konnte.
Als Galionsfigur der Freiheitlichen
hatte Jörg Haider der einstigen Splitterpartei in den neunziger
Jahren mit nationalistischen Parolen, kalkulierter Provokation und
Polemik gegen die damals herrschende große Koalition aus SPÖ und ÖVP
zu rasantem Aufstieg und Anfang 2000 als Juniorpartner der ÖVP zur
Beteiligung an der Bundesregierung verholfen. Nun deutete vieles
darauf hin, dass der inoffizielle Parteiführer Haider, der im Jahr
2000 pro forma den Vorsitz abgegeben und nie ein Ministeramt
bekleidet, als Landeshauptmann von Kärnten jedoch als Einziger noch
für Wahlerfolge der FPÖ gesorgt hatte, entmachtet werden könnte.
Strache hatte bereits für den Ende April 2005 geplanten Parteitag
seine Gegenkandidatur um den Parteivorsitz angekündigt, den Haiders
Schwester, Bundessozialministerin Ursula Haubner, innehatte.
Die programmatischen Schwerpunkte des
BZÖ lauten u. a.: Förderung der Wirtschaft, Schaffung von Arbeit,
Sicherung des Einkommens, Garantie der sozialen Marktwirtschaft,
Sicherung der Heimat (geordnete Zuwanderung, innere und äußere
Sicherheit für die Bevölkerung), Schaffung eines
familienfreundlichen Österreich und Bewahrung seiner kulturellen
Identität.
Die erste Bewährungsprobe bei Wahlen,
nämlich den Landtagswahlen in der Steiermark, im Burgenland und in
Wien im Oktober 2005, brachten für das BZÖ ein ernüchterndes
Ergebnis: In der Steiermark gewann es gerade einmal 1,7 Prozent der
Stimmen; allerdings hatte auch die FPÖ hier große Verluste zu
verzeichnen und war nun nicht mehr im Landtag vertreten. Im
Burgenland war das BZÖ gar nicht angetreten; die FPÖ hatte sich dort
knapp im Landtag behaupten können. In Wien kam das BZÖ nur auf 1,2
Prozent der Stimmen, während die FPÖ 14,9 Prozent gewann, allerdings
auch hier unter deutlichen Verlusten. Nach dem mehr als schlechten
Abschneiden des BZÖ bei diesen Wahlen wurde – wie schon nach der
Konstituierung des BZÖ, jetzt aber verstärkt – die Frage nach der
Legitimation der ÖVP/BZÖ-Regierung auf Bundesebene gestellt.
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw, 2006)