Domgrabung von Köln

Eines der bedeutendsten archäologischen Projekte der Gegenwart in Deutschland. 

Die systematische Spurensuche nach den Vorgängerbauten des Kölner Domes wurde 1946 von Otto Doppelfeld in der vom Krieg zerstörten Kathedrale in Angriff genommen. Aus römischer Zeit fanden sich Reste von Wohnbauten, u. a. im Nordosten eine Insula (mehrstöckiges Wohnhaus). Die ältesten Spuren römischer Siedlungstätigkeit sind Reste von Lehmstampfmauern zwischen Flechtwerk sowie etwas jüngere Grauwackemauern mit Bemalungen. Mehrere etwa 5,6 Meter hohe Mauern werden als Rest eines römischen Tempels gedeutet, zumal die mit Hakenkreuzmosaiken ausgestatteten angrenzenden Wohngebäude auf die Bruderschaft der Augustalen hinweisen. Entlang der Nordflucht der Insula finden sich die Reste der ersten christlichen Kirche aus dem 4. Jahrhundert, die aufgrund ihrer Lage unmittelbar an der Stadtmauer vermutlich aus einem Versammlungshaus hervorgegangen ist.

Zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurde der Tempel aufgegeben und vom Atrium (Vorhof) der Kirche teilweise überbaut. In den Resten einer später entstandenen kleinen Kapelle inmitten des Atriums befanden sich zwei Grabkammern, in denen eine reich geschmückte 28-jährige Frau und ein sechsjähriger Knabe mit Holzzepter aus den Tagen des Frankenkönigs Theudebert ruhten. Diese Kapelle musste im Zuge der Erweiterung der Kirche im 6. Jahrhundert weichen. Ende des 8. Jahrhunderts wurde das Querhaus verbreitert, ehe der Dom in karolingischer Zeit (9. Jahrhundert) einem völligen Neubau auf zwei Meter erhöhtem Niveau weichen musste, der für die Kirchenarchitektur des 11. Jahrhunderts wegweisend war. 

Im April 1248 erfolgte parallel zum Aufbau des heute noch existierenden gotischen Domes (Fertigstellung: 1880) der erste Teilabbruch des alten Domes, dessen letzte Reste in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts niedergelegt wurden.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)