Elastizität
(Wirtschaft)

Begriff zur Bezeichnung des Verhältnisses der relativen Änderung einer Größe zu der relativen Veränderung derjenigen Größe, die sie verursacht hat. Bei wirtschaftlichen Berechnungen ist dies das Reaktionsvermögen abhängiger Variablen auf Veränderungen bei unabhängigen Variablen. Bei diesen Variablen handelt es sich um messbare Einheiten, von denen sich einige (abhängige) verändern, wenn sich andere (unabhängige) ändern. Der Begriff wurde von Alfred Marshall geprägt, und er wird verwendet, um die Beziehung zwischen Preis und Nachfrage oder verschiedenen Faktoren in der Produktion zu messen.

Elastizität kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Die Preiselastizität der Nachfrage misst, in welchem Maß sich eine (marginale) Veränderung beim Preis für eine Ware auf die Nachfrage nach dieser Ware auswirkt, wobei alle anderen Faktoren gleich bleiben. Man errechnet sie, indem die proportionale Veränderung bei der Nachfrage geteilt wird durch die proportionale Veränderung beim Preis. Wenn z. B. der Preis einer Ware von einer Preisbasis von 100 auf 106 steigt (eine Veränderung von +6), und wenn die gekaufte Menge von 100 auf 90 Stück fällt (eine Veränderung von -10), dann betragen die sich ergebenden prozentualen Veränderungen (10 : 100) × 100 = -10 Prozent und (6 : 100) × 100= +6 Prozent. Teilt man die proportionale Veränderung bei der Menge (10 Prozent) durch die proportionale Veränderung beim Preis (6 Prozent), dann ergibt das 1,66. Weil das Ergebnis höher als eins ist, bedeutet das, dass die Ware preiselastisch ist und die Nachfrage proportional stärker fällt, als der Preis ansteigt. Daher werden trotz des Preisanstiegs die Gesamtausgaben für diese Ware bei den Verbrauchern fallen. Liegt das Ergebnis unter eins, ist die Ware preisunelastisch, und die Nachfrage fällt proportional nicht mehr, als der Preis steigt. Daher werden die Gesamtausgaben für die Ware bei den Verbrauchern steigen.

Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage misst, inwieweit die Nachfrage nach einem Gut berührt wird durch eine Preisveränderung bei einem anderen Gut. Die Kreuzelastizität wird berechnet, indem man die proportionale Veränderung in der Menge von X durch die proportionale Veränderung beim Preis von Y teilt. Wenn die Waren Substitute sind (austauschbar, z. B. verschiedene Colamarken), dann führt ein Anstieg beim Preis der Marke X zu einem Anstieg des Verkaufs der Marke Y, die Kreuzelastizität ist also positiv. Wenn die Waren komplementär sind (sich ergänzen wie z. B. Computer und Software), dann senkt ein Anstieg beim Preis des einen die Nachfrage nach dem anderen, die Kreuzelastizität ist also negativ. Wenn die Waren unabhängig voneinander sind (Toupets und Zahnbürsten z. B.), dann kann der Preis der einen Ware steigen, so weit er will, die Nachfrage nach dem anderen Gut wird von diesem Anstieg nicht berührt, d. h., die Kreuzelastizität liegt bei Null.

Die Einkommenselastizität der Nachfrage misst, inwieweit sich eine Änderung beim Einkommen der Verbraucher auf die Nachfrage nach einem Gut auswirkt, wenn der Preis und andere Faktoren gleich bleiben. Sie wird errechnet, indem die proportionale Veränderung der Nachfrage geteilt wird durch die proportionale Veränderung beim Einkommen. Ein Produkt mit einer Einkommenselastizität größer als eins erfährt ein Wachstum der Nachfrage, das größer ist als das Wachstum der Verbrauchereinkommen. Luxusgüter neigen eher zu einer relativ hohen Einkommenselastizität. Waren von geringer Qualität haben eher eine negative Einkommenselastizität, da die Verbraucher sie nicht mehr kaufen, wenn sie es sich leisten können, auf qualitativ höherwertige Produkte (zu einem höheren Preis) auszuweichen.

Die Substitutionselastizität misst, wie leicht es ist, einen Produktionsfaktor in einem gegebenen Prozess gegen einen anderen auszutauschen, z. B. mehr Maschinen und weniger Arbeiter einzusetzen. Wenn die Löhne proportional mehr steigen als die Kosten für die Maschinen, dann ist die Substitutionselastizität positiv. In anderen Fällen ist eine Substitution nicht möglich: Die Fabrik kann z. B. schon voll mechanisiert sein, dann ist die Elastizität null. Die Rate der technischen Substitution ist der Zuwachs beim Input eines Produktionsfaktors, der nötig ist, um den Output konstant zu halten, wenn der Input des anderen Produktionsfaktors um einen marginalen Betrag verringert wird.

Verfasst von:
Roland Detsch

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