Fatimiden

auch
Aliden

Schiitische Dynastie, die 909 ein Gegenkalifat zu den sunnitischen Abbasiden errichtete; sie schufen in Nordafrika und im Nahen Osten ein Großreich, das sie von 969 bis 1171 von Ägypten aus regierten.

Die Fatimiden gingen aus der gleichnamigen schiitischen Sekte des Ismailiten Abdallah Hasan hervor, der seine Abstammung auf einen Bruder Alis, des Ehemanns von Fatima, der Tochter des Propheten Mohammed, zurückführte. Sie verkündeten das Kommen eines Mahdi, der als Gesandter Gottes den reinen Glauben wiederherstellen werde.

Die Sekte, die im sunnitischen Irak und in Syrien im Verborgenen wirkte, wurde nach ihrer Entdeckung verfolgt. Ihr Führer konnte entkommen und ließ sich mit seiner Familie in Sidschilmasa im Maghreb nieder, wo sie durch Missionierung der benachbarten Berber heimlich neue Anhänger sammelte. Mit ihrer Hilfe stürzten die Fatimiden 909 die Aghlabiden, die als Statthalter der abbasidischen Kalifen von Bagdad in Kairouan (Tunesien) residierten, und riefen ihr Oberhaupt Ubaid Allah al-Mahdi zum Kalifen (909-934) aus.

Nach Erweiterung und Festigung ihrer Macht brachen die Fatimiden unter ihrem vierten Kalifen Tamin al-Muizz (953-975) zur Eroberung Bagdads auf. Unterwegs eroberten sie 969 das überwiegend christliche Ägypten, setzten sich dort fest und gründeten ihre eigene Hauptstadt al-Qahira („die Siegreiche”; heute Kairo). Mit der Moschee und Universität al-Azhar („die Blühende”) wurde sie zu einem bedeutenden Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. Die Fatimiden schickten Missionare in die muslimische Welt hinaus und unterwarfen Palästina, Jordanien, Syrien und Sizilien. Bereits 975 hatten sich Mekka und Medina freiwillig unter ihren Schutz gestellt.

Unter der toleranten Herrschaft der Fatimiden erlebten die Völker in ihrem Machtbereich eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Damit wurden die schiitischen Kalifen zu einer existentiellen Bedrohung für die sunnitischen Kalifen von Bagdad. Doch 1094 kam es zur Spaltung ihrer Sekte. Als Nizar, der rechtmäßige Nachfolger des verstorbenen achten Kalifen al-Mustansir (1036-1094), im Machtkampf seinem jüngeren Bruder Mustali (1094-1111) unterlag, brachen seine Anhänger mit den Fatimiden und zogen nach Persien, wo sie als Assassinen später noch zu Berühmtheit gelangen sollten.

Schon bald darauf brachte der Einfall der Kreuzfahrer (siehe Kreuzzüge) das Fatimidenreich ins Wanken. Die Abbasiden nutzten zuerst die Schwäche ihrer Rivalen aus und holten sich Syrien zurück, kamen ihnen später aber mit Truppen zu Hilfe. Einer ihrer Heerführer war Saladin, der von den Fatimiden zum Wesir Ägyptens ernannt wurde, ehe er ihre Herrschaft nach dem Tod des 14. Kalifen al-Adid (1160-1171) gewaltsam beendete.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)