Deutscher Wissenschaftler, Diplomat und
Schriftsteller; wandelte sich vom engen Vertrauensmann des
Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß und vom Mitarbeiter im
nationalsozialistischen Regime zum Widerstandskämpfer.
Albrecht Haushofer wurde am 7. Januar 1903 als
Sohn des Generals und Geostrategen Karl Haushofer in München
geboren. Nach Studium und Promotion in Geographie 1924 unternahm er
mehrere ausgedehnte Reisen in verschiedene Erdteile, ehe er 1928 zum
Generalsekretär der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin berufen
wurde und deren gleichnamige Zeitschrift herausgab.
Die freundschaftliche Verbundenheit seiner Familie
mit dem führenden Nationalsozialisten Rudolf Heß bewahrte Haushofer
im Dritten Reich trotz der jüdischen Abstammung seiner Mutter
Martha, geborene Meyer-Doss, vor Benachteiligungen aus rassischen
Gründen. Obwohl er als jüdischer Mischling zweiten Grades galt,
konnte er nach seiner Habilitation ab 1933 unbehelligt an der
Berliner Hochschule für Politik lehren und 1940 den Lehrstuhl für
Politische Geographie an der Universität Berlin übernehmen.
Nebenbei war Haushofer als Mitarbeiter und Berater
in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes sowie der
außenpolitischen Dienststelle Ribbentrop (siehe Joachim von
Ribbentrop) tätig, für die er verschiedentlich in geheimer
diplomatischer Mission im Ausland unterwegs war. Auf Wunsch von
Rudolf Heß reiste er allein 14 Mal nach England, um eine
Verständigung mit den Kreisen um Douglas Herzog von Hamilton zu
vermitteln, die in der Deutschlandpolitik in Opposition zu Winston
Churchill standen. Nach dem von Hitler als Verrat gedeuteten
missglückten „Friedensflug” seines Stellvertreters Heß nach
Schottland wurde Haushofer 1941 als mutmaßlicher Mitverschwörer
vorübergehend verhaftet und anschließend unter Beobachtung der
Gestapo gestellt.
Wachsende Zweifel am NS-Regime brachten Haushofer
in der Folgezeit in Kontakt mit Widerstandskreisen. Nach dem
gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde Haushofer
auf der Flucht nach Bayern verhaftet; am 24. April 1945 wurde er von
der SS durch Genickschuss ermordet. In seinem Nachlass fand man eine
Sammlung von Gedichten, die er in seinen letzten Lebenswochen im
Berliner Gefängnis Moabit zu Papier gebracht hatte. Sie künden von
der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Toleranz und
wurden 1946 unter dem Titel Moabiter Sonette veröffentlicht.
Schon in den dreißiger Jahren war Albrecht Haushofer gelegentlich
als Schriftsteller in Erscheinung getreten. Zur kritischen
Kommentierung des politischen Zeitgeschehens wählte er bevorzugt die
Form des historischen Dramas wie in seiner Trilogie Scipio
(1934), Sulla (1938) und Augustus (1938).
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw)