Hochbau

Teilgebiet des Bauwesens, das im Gegensatz zum Tiefbau alle Bauarbeiten an Gebäuden umfasst, deren Hauptteile oberhalb der Erdoberfläche liegen. 

1. EINLEITUNG  
Der Hochbau umfasst im Wesentlichen den Grundbau, den Mauerwerksbau, den Beton- und Stahlbetonbau, den Fertigteilbau, den Schornsteinbau und den Fußbodenbau.

2. GRUNDBAU  
Bei der Baustellenvorbereitung wird im Anschluss an eventuelle Abbrucharbeiten der Grundriss des neu zu errichtenden Gebäudes gemäß den behördlich genehmigten Bauplänen eingemessen, ehe mit dem Grundbau begonnen wird. Dieser beginnt mit der Erkundung des Baugrunds und schließt die Haus- und Grundstücksentwässerung mittels Fallleitungen, Grundleitungen, Drainagen, Kontrollschächten, Kläranlagen oder den Anschluss an einen öffentlichen Kanal ein. Bei tragfähigem Baugrund genügt eine Flachgründung zur Ableitung der Gebäudelasten über Stützen auf Einzelfundamente bzw. über Wände auf Streifenfundamente. Bei tiefgründigem Boden wird die Senkung des Gebäudes häufig mit Hilfe eines durchgehenden Plattenfundaments verhindert, oder es kommt zur so genannten Tiefengründung, bei der das Gebäude entweder auf Pfähle (Rammpfähle, Ortbetonpfähle) gestellt wird, die bis in tragfähige Schichten hinabreichen, oder auf einen nach unten offenen Senkkasten, der unter Überdruck steht (so genannte Druckluftgründung).

3. MAUERWERKSBAU, SCHORNSTEINBAU UND VERPUTZUNG  
Mauern werden in der Regel aus Vollsteinziegeln (Einhand- und Zweihandsteine), Hohlblockziegeln (Zweihandsteine), Leichtbetonsteinen (Voll- und Hohlblocksteine) in verschiedenen Verbandsarten (mittiger oder schleppender Verband) erstellt, seltener aus Naturstein. Gegen starken Wind und Schlagregen schützen zweischalige, durch eine Luftschicht getrennte Wände. Für leichte Trennwände ohne Traglasten werden auch Wandbauplatten aus Leichtbeton oder Vollsteine aus Naturbims verwendet. Gemauerte Bögen werden überwiegend als Segmentbögen, d. h. in Form eines Teilsegments des Kreises, oder als scheitrechte Bögen mit flacher, waagrechter Krümmung gefertigt.

Schornsteinmauerwerk wird im fachgerechten Verband vollfugig ausgeführt. Aus Rationalisierungsgründen werden heute überwiegend ein- oder mehrschalige Formstücke aus Leichtbeton mit feuer-, säure-, hitze- und versottungsbeständigen Schamotteinnenrohren verwendet. Bei mehrschichtigem Aufbau ist eine schadlose Wärmedehnung des Innenrohres möglich.

Da herkömmliche Wand- und Deckenputze sehr arbeitsaufwendig sind, werden sie heute üblicherweise durch Fertigputz (Werkmörtel, Gips-Maschinenputz, Edelputz für abriebfeste Innen- und wetterfeste Außenmauern) unter Verwendung maschineller Putzverfahren ersetzt.

4. BETON- UND STAHLBAU  
Beim Beton- und Stahlbetonbau werden Bauteile, Mauerwerk und Decken aus bestimmten Mischungen aus Sand, Kies und Zement gefertigt, die zur besseren Stabilität und zur Vermeidung von Spannungs-, Schwund- und Schwingungsrissen mit Trägern aus Betonstabstahl oder aus Betonstahlmatten (über Kreuz verschweißte Stahlstäbe) bewehrt werden. Betonstützen, die besonderen Lasten unterliegen, werden aus Stahlbeton mit Bewehrungen aus Längsstählen und Bügeln gefertigt, die Druck- und Biegespannungen aufnehmen, Materialfehler im Beton ausgleichen und ein Ausknicken verhindern. Stützenfundamente erhalten je nach Schubspannung eine zusätzliche Tragbewehrung. Stahlbetonbalken, die vor allem einer Biegungsbeanspruchung standhalten müssen, werden am wirksamsten durch eine Verbindung aus einem Stahlbetonbalken und einer darüber liegenden Betonplatte gefertigt sowie durch Stahlrohrstützen und Schalungszargen unterstützt. Die beim Überbrücken größerer Räume entstehenden Zugspannungen werden durch Balken mit betonumhüllten Spannstählen aufgefangen, wobei sich gegenüber Stahlbeton bei gleichen Spannweiten erheblich Material einsparen lässt. Spannbeton ermöglicht besonders schlanke Bauteile (balkenförmige Bauteile verschiedener Querschnitte, Flächentragwerke wie Überdachungen, Straßen, Startbahnen, vorgespannte Behälter, Röhren, Masten, Pfähle, Schwellen etc.) und kommt daher auch im Brücken-, Rohr-, Behälter- sowie im Fertigteilbau zum Einsatz.

Stahlbeton ermöglicht Deckenkonstruktionen mit geringer Bauhöhe und großer Spannweite. Grundsätzlich unterscheidet man bei den zumeist einachsig oder zweiachsig gespannten Massivdecken zwischen ausgefachten Balkendecken sowie Plattendecken, bei denen die Stahlbetonbalken fest mit der Deckenplatte verbunden sind. Eine Vielzehl der Decken wird aus vorgefertigten Teilen hergestellt. Zur Gruppe der Balkendecken zählen Decken aus dicht nebeneinander verlegten Balken, Balkendecken mit Zwischenbauteilen (Ziegelelemente, Leichtbeton etc.), Plattenbalkendecken und Stahlbetonrippendecken. Zur Gruppe der Plattendecken zählen Decken aus Stahlbeton-Vollplatten, Stahlsteindecken (Deckenziegel mit bewehrten längs und quer verlaufenden Betonfugen) und Pilzdecken (auf zahlreiche Raumstützen aufgelegte Betonplatten).

Trotz der hohen Druckfestigkeit und Formbarkeit von Normalbeton wird wegen seiner hohen Dichte und Schwere für Wände im Wohnungsbau poriger Leichtbeton verwendet. Porenbeton entsteht durch Zuschläge aus Blähton, Blähschiefer, Bims, Polystyrolschaum, Ziegelsplitt, Schaumlava oder Gas. Bimsbeton und Ziegelsplittbeton werden zu Leichtbetonsteinen und verschiedenen kleinformatigen Betonwaren verarbeitet, Gas- und Schaumbeton dagegen zu großformatigen Wandbausteinen und -platten. Blähton- und Blähschieferbeton wird aus Gründen der Wirtschaftlichkeit in zunehmenden Maße auch für Bauteile aus Stahlleichtbeton und Spannleichtbeton eingesetzt. Holzwolleleichtbeton und Holzspanbeton dienen aufgrund ihrer geringen Festigkeit ausschließlich zur Wärmedämmung. Leichtbetonbau hat gegenüber Normalbetonbau die Vorteile geringerer Bauwerkslasten bei gleichzeitig höherer Wärmedämmung; porige Leichtbetone haben eine geringere Festigkeit und nehmen leichter Wasser auf als Normalbeton. Deshalb wird aufgrund der Druckbelastung der oberen Geschosse, des Erddrucks und der Erdfeuchtigkeit im Kellerbau hauptsächlich durch Rütteln verdichteter und an der Außenseite gegen Feuchtigkeit bituminierter Normalbeton (Rüttelbeton) verwendet, bei dem zur Verhinderung von Rostbildung auf eine Stahlbewehrung verzichtet wird. Wenn aufgrund besonderer Außendrücke Stahlbeton unentbehrlich sein sollte, so muss die Bewehrung mit einer sehr dicken Betonschicht ummantelt werden.

5. FUSSBODEN- UND TREPPENBAU  
Die Anforderungen an den jeweiligen Fußboden richten sich nach dem Verwendungszweck der Räume. In Aufenthaltsräumen ist ausreichender Feuchtigkeits-, Wärme- und Schallschutz unerlässlich. Das Dämmmaterial unter dem Estrich wird deshalb auf eine Sperrschicht aus Sperrpappen oder Dichtungsbahnen, Sperrbeton, Sperrmörtel oder Sperrschlämme verlegt. Zur Vermeidung von Schallbrücken wird der Estrich durch eine Dämmschicht von den angrenzenden Wänden getrennt. Fußböden ohne besondere Feuchtigkeitsabdichtung (Waschküchen, Wirtschaftskeller etc.) werden entweder aus Ziegeln im Flachschicht- oder Rollschichtverfahren oder aus Stampfbeton und Zementestrich hergestellt, wobei grobkörnige Schüttungen ein Aufsteigen der Feuchtigkeit verhindern. Einfache Außentreppenstufen werden aus Vormauerziegeln, Hochbauklinkern oder Natursteinen gemauert. Werksteinstufen für innen und außen bestehen aus Natur- oder Betonwerkstein. Im Geschosswohnungsbau haben sich Stahlbetonfertigtreppen durchgesetzt, die fertig montiert und anschließend wie Fußböden behandelt werden.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)