Insula

(lateinisch: Insel; Plural:
insulae)

Mehrstöckiger Häuserblock in antiken römischen Städten, der sich zumeist als Kombination aus Ladengeschäften, Lokalen und Werkstätten im Erdgeschoss sowie Mietwohnungen in den Obergeschossen präsentierte; benannt nach seiner Lage zwischen den meist rechtwinklig angeordneten Straßen in den antiken römischen Städten.

Der mit den „Mietskasernen” aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert vergleichbare Häusertyp entwickelte sich ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. infolge der zunehmenden Raumnot in den römischen Städten. Auf nicht selten fünf und mehr Etagen lebten in den Insulae minderbemittelte römische Bürger, die sich keine domus (Einzelhaus) leisten konnten, in teilweise äußerst beengten Verhältnissen Tür an Tür. Die Mietwohnungen mit frei nutzbarer Raumanordnung wurden in den höheren Stockwerken immer kleiner und schrumpften unter dem Dach zu regelrechten Wohnbatterien für das städtische Proletariat und die Sklaven zusammen.

Die Insulae verfügten über keinerlei Komfort. Beheizt wurden die Räume mit Hilfe qualmender Holzkohlebecken, Küchen gab es nur selten. Mangels fließenden Wassers mussten sich die Bewohner aus den Brunnen im Hof und auf den Straßen bedienen, die Gemeinschaftsaborte (latrinae) unter den Treppen benutzen oder sich mit Nachttöpfen behelfen und zum Baden die öffentlichen Thermen aufsuchen. Direkte Wasserzuleitungen gab es nur zu den ebenerdigen Ladenlokalen (tabernae) mit angeschlossenen Wohntrakten für ihre Inhaber im Zwischengeschoss sowie bestenfalls zu den luxuriöseren Domizilen im ersten Stock. Im Gegensatz zu anderen römischen Wohnhäusern wiesen die Insulae jedoch nicht nur zum Innenhof, sondern auch zur Straße hin viele Fenster, Balkons und Loggien auf.

Die architektonisch schlichten Insulae waren durchaus nicht unansehnlich. Doch nicht selten gaben ihre liebevoll verzierten und begrünten filigranen Lehmziegelfassaden unter der Last der vielen Geschosse nach, oder die inwendige Holzständerkonstruktion wurde ein Raub der offenen Feuer. Erlasse mit Höhenbeschränkungen unter Kaiser Augustus (70 Fuß = 20,6 Meter), Nero (100 Fuß = 29,5 Meter) und Trajan (60 Fuß = 17,6 Meter) zeitigten offenbar keine dauerhafte Wirkung; immer wieder stürzten Insulae ein und begruben ihre Bewohner unter sich.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)