Internationale Beziehungen
Eigenständige
politikwissenschaftliche Disziplin, die sich als
Kriseninterpretations- und Krisenbewältigungswissenschaft mit den
Triebkräften der internationalen Politik befasst. Entstanden 1919
unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges, haben sich im Gefolge
bedeutender Krisenereignisse inzwischen vier zum Teil rivalisierende
Schulen herausgebildet.
Die
idealistische Schule der dreißiger Jahre, die von der Idee
einer harmonischen Weltgemeinschaft beseelt war, sah in einem System
internationaler Organisationen (kollektive Sicherheit, friedliche
Konfliktbeilegung, Abrüstung und Rüstungskontrolle, internationale
Schiedsgerichtsbarkeit etc.) und im Völkerrecht die Schlüssel zur
Überwindung des konfliktträchtigen internationalen
Konkurrenzprinzips.
Durch
den 2. Weltkrieg ernüchtert, postulierte die realistische
Schule ab den vierziger Jahren Machtpolitik und ein System
militärischer Bündnisse als einzig verlässliche Mittel zur
Sicherung der Existenz und Unabhängigkeit der souveränen
Territorial- und Nationalstaaten.
Angesichts
erdumspannender Wirtschaftskrisen meldete sich in den siebziger
Jahren die globalistische Schule zu Wort, die den
außenpolitischen Handlungsspielraum der internationalen Akteure in
Opposition zur staatenzentristischen Sichtweise im Licht weltweiter
politischer und ökonomischer Verflechtungen und zunehmender
Interdependenz beurteilte.
In
Reaktion auf die latente Bedrohung der freien Welt(wirtschaft) durch
das außenpolitische Engagement der UdSSR und infolge der
Containmentpolitik der USA unter der Reagan-Administration kam es in
den achtziger Jahren zu einer Rückbesinnung auf die Prämissen der
realistischen Schule, wobei einer der Forschungsschwerpunkte der neorealistischen
Schule auf den Implikationen einer ökonomisierten
internationalen Politik liegt.
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw)
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