Kölner Domgrabung

Eines der bedeutendsten archäologischen Projekte der Gegenwart in Deutschland. 

Die systematische Spurensuche nach den Vorgängerbauten des Kölner Domes wurde 1946 von Otto Doppelfeld in der vom Krieg zerstörten Kathedrale in Angriff genommen.

Aus römischer Zeit traten im Zuge der Grabungen als Spuren frühester Siedlungstätigkeit bemalte Lehmstampfmauern zwischen Flechtwerk auf Grauwackefundamenten zutage sowie die Relikte von Wohnbauten, darunter einer Insula (mehrstöckiges Wohnhaus) im Nordosten. Eine Gruppe bis zu 5,6 Meter hoher Mauern wurde zunächst als Zeugnis eines römischen Tempels gedeutet, inzwischen jedoch als Horrea (Lagerhallen für Handelsgüter) erkannt, was auf die Lage des antiken Hafens in der Nordostecke der einstigen Colonia Agrippinensis am Rhein schließen lässt.

Die ältesten Hinweise auf eine kirchliche Nutzung des Domgeländes fanden sich östlich, außerhalb der gotischen Kathedrale in Form einer knietiefen Taufpiscina, die das Zentrum eines frühchristlichen Baptisteriums markiert. Zeitlich korrespondieren damit zwei Prunkgrabkammern aus den Tagen des Merowingerkönigs Theudebert, in denen eine reich geschmückte 28 Jahre alte Frau – möglicherweise die Langobardenprinzessin Wisigarde – sowie ein sechsjähriger Knabe in voller Rüstung und mit Holzzepter ruhten. Noch in fränkischer Zeit wurde das Baptisterium in den Neubau einer Kirche integriert, deren Mauerreste und Friedhof sich westlich bis in die heutige gotische Vierung erstrecken.

Mehrfach umgebaut und erweitert, diente diese „Kirche mit dem Ambo” (so benannt nach ihrer kreisförmigen Kanzel) als erster Sitz der Kölner Bischöfe, bis sie nach einem als böses Omen gedeuteten Blitzschlag 857 vollständig niedergelegt und durch einen imposanten doppelchörigen Neubau (873 geweiht) ersetzt wurde. Dieser für die Kirchenarchitektur des 11. Jahrhunderts wegweisende spätkarolingische Sakralbau, der sich im Endausbau fünfschiffig mit zwei erhöhten Hauptaltären präsentierte, setzte sich aus mindestens 17 Einzelbaukörpern zusammen. Dieser „Alte Dom” fiel letztlich der Idee zum Opfer, eine noch würdigere Hülle für den bedeutenden Kölner Reliquienschatz mit Petrusstab und Dreikönigsschrein zu schaffen. Der erste Teilabbruch des karolingischen Baus erfolgte im April 1248 parallel zum Aufbau der gotischen „Hohen Domkirche Sankt Peter und Maria”, des heute noch stehenden Kölner Doms (Fertigstellung 1880).

Verfasst von:
Roland Detsch

 

(© cpw)