Krupp
(Familie)

Essener Industriellendynastie, die vor allem im Ruhrgebiet Stahl- und Rüstungsfabriken betrieb.

Sie stammte von dem holländischen Kolonialwarenhändler Arndt Krop ab, einem überzeugten Lutheraner aus Gendringen, der sich auf der Flucht vor dem Katholizismus 1587 in Essen niederließ. Mit Eisenwaren und selbstgeschmiedeten Nägeln brachten es die Krops zu Vermögen und stiegen zusammen mit ihren verwandtschaftlich verbundenen Landsleuten, den Huyssens und Klockes, zu den mächtigsten Bürgern der Stadt auf. Diese Erfolggeschichte ging erst in 16. Generation zu Ende, als sich Friedrich Krupp (1787–1826) ab 1811 erfolglos als Gussstahlfabrikant versuchte und auch mit einem 1819 errichteten Schmelzwerk Bankrott ging. Alles, was er seinem erst 14-jährigen Sohn Alfred Krupp (1787–1826) hinterließ, war eine Fabrik mit sechs Mitarbeitern und 10 000 Taler Schulden.

Doch mit anfänglicher Unterstützung stiller Teilhaber baute der junge Schulabbrecher und Selfmademan aus dem Nichts das größte Stahlimperium der Welt auf und residierte in einem Palast, der „Villa Hügel“. Alfred Krupp setzte auf neuartige Techniken und profitierte besonders von der stürmischen Industrieentwicklung, insbesondere dem Eisenbahnbau und der Geschützrohrproduktion, die weltweit ohne Krupp-Stahl nicht auskamen. Sein Sohn Friedrich Alfred Krupp (1854-1902) trat in die Fußstapfen seines Vaters und sorgte für weitere Expansion. 1902 vererbte er seiner ältesten Tochter Bertha (1886-1957) einen blühenden Konzern, der unter der Leitung ihres Mannes Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870-1950) im Zeitalter der Weltkriege an der Rüstungsproduktion gedieh.

Obwohl die elitäre, kaisertreue Stahlbaronfamilie nur wenig Sympathien für einen Emporkömmling wie Adolf Hitler aufbrachte, stellte sie sich bereitwillig in den Dienst seiner Kriegspolitik. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (1907–1967), der 1943 die Nachfolge seines todkranken Vaters antrat, scheute sich nicht einmal, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in seinen Fabriken einzusetzen, was ihm eine mehrjährige Haftstrafe als Kriegsverbrecher einbrachte.

Der letzte Spross der Krupp-Dynastie war Arndt von Bohlen und Halbach (1938–1986), der 1966 den größten Teil seines Milliardenerbes in eine gemeinnützige Stiftung steckte und sein kurzes Leben als Playboy fristete. Den Namen Krupp, der allein dem Firmenchef vorbehalten war, durfte er nicht tragen.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)