Römisches
Militärlager.
Unterschieden
werden muss zwischen der kurzlebigen Marsch- oder Belagerungscastra
mit Zelten zur Zeit der Römischen Republik und dem massiv
ausgebauten römischen Standlager (castra stativa) mit
Holz-, Fachwerk- oder Steinhäusern, wie es zur Verteidigung der
riesigen Reichsgrenze (Limes) in der Kaiserzeit eingerichtet
wurde.
Polybios
beschreibt im 2. Jahrhundert v. Chr. das Marschlager
für zwei Legionen (12 000 Mann) als Quadrat von rund
660 Meter Seitenlänge mit abgerundeten Ecken, umgeben von
Wall und Mauer. Grundsätzlich wurde die castra bevorzugt
im leicht erhöhten übersichtlichen Gelände in der Nähe von
Gewässern, Wäldern und Wiesen zur Wasser-, Holz- und
Grünfutterversorgung errichtet und wie eine römische Stadt (colonia)
vermessen.
Als
erstes wurde die Stelle des Stabsgebäudes mit dem Forum markiert (principia),
der Sitz des Legionskommandeurs (legatus legionis) sowie
die Himmelsrichtung des Ausfalltores (porta praetoria)
bestimmt und mit dem Visierinstrument (groma) die
Hauptlagerachsen (cardo maximus und decumanus maximus)
eingemessen, die auf die vier Lagertore zuführen und wovon die
eine die Ausfallstraße (via praetoria) und die andere die
Lagerhauptstraße (via principalis) bildete. Die parallel
verlaufenden Wege dazwischen (cardines und decumani)
unterteilten das gesamte Lager in breite Rechtecke (scamna)
für die Zelte der Legionäre. Begrenzt wurde das Lager mit einem
zehn Meter breiten und drei Meter tiefen Graben, dessen
Aushubmaterial zu einem palisadenversteiften Erdwall aufgeworfen
wurde, der eine Brustwehr mit Umgang bildete.
Hygins
Beschreibung eines Lagers für drei Legionen im
1. Jahrhundert n. Chr. weicht nur in unwesentlichen
Details vom polybischen Lager ab. Bei ihm ist die castra
durch eine weitere Querstraße (via quintana) parallel zur via
principalis zum Rechteck vergrößert. Das ausgebaute Lager
der Kaiserzeit enthielt neben den militärischen Zweckbauten
u. a. einen separaten Palast für den Kommandanten (praetorium),
Tribunen- und Präfektenwohnhäuser, ein Lagerspital (valetudinarium)
sowie allerlei technische Einrichtungen, beispielsweise Leitungs-
und Grabensysteme zur Wasserversorgung und -entsorgung. In der
Spätantike wurde die Limescastra gedrängter und erhielt
eine mächtige turmbewehrte, bis zu drei Meter dicke Mauer, die in
zehn Meter Entfernung von bis zu 15 Meter breiten Gräben
eingerahmt wurde.