Nationalsozialistische
Betriebszellenorganisation (NSBO)
Gewerkschaftsähnliche
Arbeitnehmersektion der NSDAP.
Die
NSBO bzw. ihre Vorläuferorganisation ging Ende der zwanziger
Jahre aus den spontanen Zusammenschlüssen nationalsozialistischer
Arbeitnehmer und Gegner der proletarisch-marxistischen und
sozialdemokratischen Gewerkschaften hervor, die sich in verschiedenen
Großbetrieben gebildet hatten. Sie orientierte sich an dem
von der kommunistischen Roten Gewerkschaftsorganisation
praktizierten Prinzip primär politischer und propagandistischer
Zellenbildung, d. h., sie verstand sich weniger als
Gewerkschaft im traditionellen Sinn, sondern konzentrierte sich
vor allem auf die politische Indoktrination der Arbeitnehmer.
Mit
dem Aufbau der ersten nationalsozialistischen
Arbeitnehmerorganisation wurde der Organisationsleiter des Gaues
Berlin, Reinhold Muchow, beauftragt, der 1928 ein „Sekretariat
für Arbeitnehmerangelegenheiten" bei der Gauleitung
eingerichtet hatte. Der Erfolg des Berliner Modells veranlasste
Gregor Strasser, einen der führenden Exponenten des linken
Flügels der NSDAP, 1931 auch bei der Münchner Parteileitung eine
„Reichs-Betriebszellen-Abteilung" (RBA) einzurichten, die
im selben Jahr in der nun offiziell so genannten
Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation aufging.
Zentrum der NSBO-Aktivitäten blieb Berlin, wo Joseph Goebbels
1932 unter dem Motto „Keine Arbeitsstelle ohne Nazizelle"
zu einer gegen den „Betriebsmarxismus" gerichteten „HIB"-Aktion
(„Hinein in die Betriebe") aufrief.
Mitte
1932 zählte die NSBO etwa 100 000 Mitglieder, ein Jahr
später, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, bereits
fast eine Dreiviertelmillion. Im Zuge des so genannten
Röhm-Putsches Ende Juni/Anfang Juli 1934 wurde sie weitgehend
entmachtet, da sie weiterhin an sozialrevolutionären Zielen, wie
sie etwa Strasser vertreten hatte, festhielt und außerdem in
Teilen mit der SA paktierte. Anfang 1935 wurde sie in die Deutsche
Arbeitsfront (DAF) eingegliedert und verschwand damit als
eigenständige Organisation.
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw)
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