Oradour-sur-Glane

Dorfruine nahe der gleichnamigen Ortschaft nordwestlich von Limoges in Frankreich, die zum Gedenken an die Opfer des deutschen Besatzungsregimes während des 2. Weltkrieges zur nationalen Mahn- und Gedenkstätte erhoben wurde. 1944 war Oradour Schauplatz eines grauenhaften Massakers der Waffen-SS.

Auf dem Weg zur Unterstützung der deutschen Wehrmacht im Kampf gegen die Alliierten nach der Landung in der Normandie besetzten 120 Soldaten der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich” auf der Suche nach angeblichen Verstecken und Waffenlagern der Résistance am 10. Juni 1944 das Dorf. Sie trieben die Bewohner zum Verhör auf dem Marktplatz zusammen, erschossen nach ihrer ergebnislosen Fahndung nach Partisanen die Männer und sperrten die Frauen und Kinder – insgesamt rund 500 – in die Dorfkirche. Dann steckten sie die Kirche in Brand und schossen auf jede Frau und jedes Kind, die zu fliehen versuchten.

Ehe sie verschwanden, plünderten die SS-Soldaten das Dorf und legten in allen Häusern Feuer. Insgesamt 642 Menschen fielen dem Massenmord von Oradour zum Opfer, darunter 213 Kinder; nur 52 der Toten konnten identifiziert werden. Lediglich 36 Dorfbewohner hatten sich retten können. Tags zuvor hatte dieselbe SS-Division bereits in der Ortschaft Tulle gewütet und 99 Geiseln gehängt.

Am 13. Februar 1953 verurteilte ein Gericht in Bordeaux 21 der 65 beteiligten SS-Soldaten, die den Krieg überlebt hatten, zu Todes- und mehrjährigen Haftstrafen. Darunter waren 14 Elsässer, von denen zwölf angaben, nicht freiwillig zur Waffen-SS gegangen zu sein, woraufhin sie von der französischen Nationalversammlung amnestiert wurden. Der Kommandeur der 2. SS-Panzer-Division, Heinz Lammerding, der in Düsseldorf lebte, kam ungeschoren davon, da die Briten die Auslieferung verweigerten. Zuletzt wurde 1983 SS-Hauptsturmführer Otto Kahn, ein Zugführer der für das Massaker verantwortlichen 3. Kompanie der 2. SS-Panzer-Division, in Ost-Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)