Position
der Erkenntnis- bzw. Wissenschaftstheorie, der zufolge der
Erkenntnisprozess nicht von realen Gegenständen der Außenwelt
sondern von aus der Wahrnehmung resultierenden Phänomenen
(Erscheinungen) im Bewusstsein geleitet wird.
Je nach
philosophischem Standpunkt ist ein Phänomen eine sinnlich
wahrnehmbare Erscheinung, der Schein einer Erscheinung oder die
durch Erfahrung und die Vorstellungskraft bewirkte Erscheinung im
Bewusstsein. Für Platon sind die (scheinhaften) Phänomene die
Abbilder der Ideen, denen er höhere Wirklichkeit zukommen lässt.
Während im naiven Realismus Phänomen und Wirklichkeit in eins
gesetzt werden, sieht der kritische Realismus in ihnen nur die
Zeichen einer dahinter stehenden Wirklichkeit. Bei Immanuel Kant
handelt es sich bei den Phänomenen um vom Verstand gedachte
Gegenstände im Prozess der Erkenntnis (siehe
Phänomenalismus). Die Phänomenologie betrachtet die Welt als ein
Phänomen, das nur als Leistung der reinen transzendentalen
Subjektivität verstanden werden kann. Für Empirismus und
Positivismus sind die sinnlich erfahrbaren Phänomene einzige
Mittel und Schlüssel zur Erkenntnis.
Bei
Immanuel Kant sind Apriorität und Phänomenalität
Wechselbegriffe. Nach Kant kann der Verstand allein die Natur
nicht bestimmen, insofern sie als Ding an sich oder als System von
Dingen an sich besteht, sondern nur insofern, als sie in unserem
Denken erscheint. Apriorische Naturerkenntnis ist demnach nur dann
möglich, wenn auch die Zusammenhänge, die wir zwischen den
Anschauungen denken, nichts als Vorstellungsweisen sind, wobei die
begrifflichen Beziehungen, mit denen die Natur zum Gegenstand
unserer Erkenntnis gemacht wird, ebenfalls nur Erscheinungen
(Phänomene) sein dürfen. Rudolf Carnap entwickelte in Der
logische Aufbau der Welt 1928 eine phänomenalistische
Konzeption, in der er zeigte, inwiefern Aussagen über die
Gegenstände der Welt als eine Sprechweise gedeutet werden
können, die von Phänomenen oder Sinnesdaten
(Elementarerlebnissen) handelt.