Sozialfaschismus

Schlagwort der kommunistischen Propaganda zur Diskreditierung der deutschen Sozialdemokratie wegen ihrer Politik und der Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien in der Weimarer Republik.

So heißt es etwa im 9. Parteitagsbericht der Kommunistischen Internationale über die „schmutzige, konterrevolutionäre Politik der Severing, Noske und Ebert", die „leitenden Schichten der deutschen Sozialdemokratie" (siehe Sozialdemokratische Partei Deutschlands) seien nichts anderes als „eine Fraktion des deutschen Faschismus unter sozialistischer Maske". Ernst Thälmann von der KPD erklärte, auf der Grundlage der Monopolprofite und der veränderten Stellung im Prozess der Arbeitsteilung habe sich in den rationalisierten Betrieben eine neue Arbeiteraristokratie herausgebildet, die die Basis der Arbeiterbürokratie bilde und SPD und die Gewerkschaften beherrsche. Ihr Eindringen in den Staatsapparat habe schließlich zu einer Verflechtung von Partei, Gewerkschaften und Staat geführt.

Das Feindbild von den Sozialfaschisten veranlasste die KPD, zeitweise Front gegen die SPD zu machen. So betrieb sie etwa 1931 wie die NSDAP, die Deutschnationalen (siehe Deutschnationale Volkspartei) und der Stahlhelm den Sturz der sozialdemokratisch geführten preußischen Regierung. Dann wieder suchte die KPD mit der SPD ein Bündnis einzugehen, um die Einheit der Arbeiterklasse herzustellen. Das Hin und Her der Kommunisten gegenüber SPD und Gewerkschaften erklärt sich aus zwei Gesichtspunkten: Zum einen betrachteten die Kommunisten die Sozialdemokraten als Arbeiterverräter, die die Einheit der Arbeiterklasse und die sozialistische Revolution verraten und sich zum Handlanger kapitalistischer Interessen gemacht hätten. Zum anderen stellten sie fest, dass viele Arbeiter diese Organisationen als die ihren ansahen und man sich nicht vom Proletariat isolieren dürfe.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)