Steinheimer

Zur Präsapiensgruppe gehörenden Urmensch mit der Fachbezeichnung Homo sapiens steinheimensis.

Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen Homo sapiens, der bereits vor den Neandertalern (Homo sapiens neanderthalensis) lebte, jedoch weniger spezialisiert war als diese, obwohl er morphologisch dem heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens) näher stand.

1933 meldete ein Kiesgrubenbesitzer aus Steinheim an der Murr den Fund eines „affenähnlichen Schädels", der fast vollständig geborgen werden konnte. Das Alter des Schädels wurde von Archäologen aufgrund der Reste von „Elefantenfauna" in der Schotterschicht der Fundstelle auf 250 000 Jahre geschätzt; aufgrund neuerer Erkenntnisse über das Pleistozän geht man inzwischen sogar von 300 000 bis 320 000 Jahren aus.

Die systematische Einordnung des Steinheimer Urmenschen innerhalb der Gattung Homo wurde unterschiedlich beurteilt (siehe Evolution des Menschen). Teilweise wird behauptet, dass der Steinheimer in die Reihe der Homo-Erectus-Funde einzureihen ist; dagegen spricht allerdings die Form des Überaugenwulstes, durch den er sich deutlich vom etwa gleichzeitig lebenden Urmenschen aus Bilzingsleben (Thüringen) unterscheidet. Sicher ist, dass zu Lebzeiten des Urmenschen von Steinheim die Wälder licht und die Temperaturen so hoch waren, dass sich eine wärmeliebende Fauna ausgebildet hatte, was durch weitere Funde (Wasserbüffel, Waldelefanten, Auerochsen, Riesenhirsch und Waldnashorn) in den entsprechenden Bodenschichten untermauert wird. 

Die Einordnung des Steinheimers in eine Warmzeit wird zudem durch die breite Öffnung seiner knöchernen Nase bestätigt, wie sie auch heute noch bei Menschen aus Regionen mit heißem Klima und hoher Luftfeuchtigkeit anzutreffen ist. Die Beschädigung der linken Schädelseite des Steinheimers wird auf einen Keulenhieb zurückgeführt. Aufgrund weiterer Frakturen an der Schädelbasis wird angenommen, dass ihm nach einer gewaltsamen Tötung der Kopf vom Rumpf getrennt, das Hinterhaupt eingeschlagen und schließlich das Gehirn entnommen wurde.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)