Technischer Fortschritt

Im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne sämtliche Neuerungen im Bereich der Produktionsverfahren, die eine höhere Produktion bei gegebenem Faktoreinsatz oder eine konstante Produktion bei sinkendem Faktoreinsatz ermöglichen.

Unter technischem Fortschritt werden in der Volkswirtschaftslehre nicht nur vordergründig leistungsfähigere Maschinen oder ertragssteigernde Züchtungen subsumiert sondern ausnahmslos alle Faktoren, die zu einer Erhöhung der Produktivität bei gegebenem Arbeits- und Kapitaleinsatz beitragen: neue technologische Verfahren und Produkte ebenso wie höher qualifizierte Arbeitskräfte und effizientere Betriebsorganisation.

Für den Umfang der Veränderungen der Faktorproduktivitäten bzw. das Ausmaß der Freisetzung von Faktoren ist entscheidend, ob in stärkerem Maße Arbeit oder Kapital eingespart wird. Von einem neutralen technischen Fortschritt ist die Rede, wenn dadurch die Grenzproduktivitäten von Arbeit und Kapital in gleicher Rate wachsen. Wenn die Grenzproduktivität der Arbeit weniger stark ansteigt als die Grenzproduktivität des Kapitals spricht man von einem arbeitssparenden technischen Fortschritt. Verändert der technische Fortschritt die unternehmerische Produktionsstruktur derart, dass mehr Arbeitskräfte freigesetzt als neu beschäftigt werden, liegt eine so genannte technologische Arbeitslosigkeit vor.

Der technische Fortschritt wird im Wesentlichen durch Forschung und Entwicklung angestoßen und ist daher mit erheblichen Unsicherheiten und Risiken behaftet. Die Ungewissheit, ob sich die zu erbringenden kostenintensiven Vorleistungen auf dem Weg zu einer wissenschaftlich-technische Innovationen hinterher auch auszahlen, behindert insofern grundsätzlich privatwirtschaftliches Engagement im Bereich von Forschung und Technologie. Nicht umsonst vertrat Joseph Schumpeter in der wettbewerbspolitischen Debatte um Unternehmenskonzentration die umstrittene Auffassung, diese könnte notwendig und nützlich sein, weil sie den technischen Fortschritt fördere. Allein Großunternehmen seien im Stande, die mit Forschung und Entwicklung verbundenen hohen Kosten und Risiken zu tragen und wegen ihrer besser entwickelten Absatzstrukturen für eine schnellere Verbreitung technischer Neuerungen zu sorgen.

Der technische Fortschritt wird als ein entscheidender Bestimmungsfaktor des wirtschaftlichen Wachstums angesehen. Zu den klassischen wachstumspolitischen Instrumenten zur Förderung des technischen Fortschritts gehören der Patentschutz, Innovations- und Technologiepolitik, finanzpolitische Risikoabdeckung sowie direkte Projektförderung vor allem im Bereich von Schlüsseltechnologien und Grundlagenforschung.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)