Telearbeit

Auf die Nutzung vernetzter elektronischer Informations- und Kommunikationstechnologien basierende Erwerbstätigkeit. Sie wird vom Arbeit- oder Auftragnehmer entweder ausschließlich in Fernarbeit (isolierte Telearbeit) oder in einer Kombination aus inner- und außerbetrieblicher Tätigkeit (alternierende Telearbeit) verrichtet.

Die Idee zur Auslagerung von Arbeit an den heimischen Schreibtisch geht auf Jack Niles zurück, der den in den USA üblichen Begriff Telecommuting (von engl. commute: pendeln) prägte. Unter dem Eindruck des Ölpreisschocks von 1973 schlug der amerikanische Wissenschaftler als Ausweg aus der drohenden Mobilitätskrise vor, durch eine konsequente Weiterentwicklung der modernen Telekommunikation die Arbeit zu den Menschen statt die Menschen zur Arbeit zu bringen und künftig Daten statt Beschäftigte zwischen pendeln zu lassen.

Stand bei dem Konzept der Telearbeit zunächst eine verkehrs- und raumordnungspolitische Neuorientierung der Arbeitswelt im Vordergrund, so wurde sie im Gefolge der rasanten Entwicklung der Neuen Medien vor allem in Europa auch als Chance zur Dezentralisierung der Arbeit, zur Humanisierung der Arbeitsbedingungen und zur Vitalisierung der Städte erkannt. Ganz abgesehen von Zeit- und Kostenersparnis für die Betriebe, die Entlastung der Verkehrswege und Schonung der Umwelt einer Belebung des Arbeitsmarktes und neuer Entwicklungschancen für strukturschwache Gebiete sprachen für die Telearbeit Vorteile wie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Stärkung von Eigenverantwortung und Kreativität, höhere Flexibilität und Zeitsouveränität etc. Kritiker hingegen warnten vor das Entstehen neuer, ungeschützter Beschäftigungsverhältnisse, Selbstausbeutung und sozialer Isolation der Arbeitnehmer, ungeklärten Fragen der Haftung und des Datenschutzes.

Beschränkte sich die Telearbeit anfangs fast ausschließlich auf einfache Schreib- und Büroarbeit (Text- bzw. Datenerfassung und -verarbeitung) so traten bald hoch qualifizierte Fachkräfte wie Softwareprogrammierer, Systemdesigner und Verkaufsmanager den Beweis an, dass auch eine Dezentralisierung komplexerer Tätigkeiten möglich ist. Das Internet und die Dynamik der Globalisierung sorgten dafür, dass sich Arbeit inzwischen weitgehend von Raum und Zeit losgelöst hat.

Hinsichtlich des Ausführungsortes wird begrifflich zwischen folgenden Formen der Telearbeit unterschieden:

Telehomeworking: Hierbei arbeitet der Telearbeiter entweder als angestellter Arbeitnehmer in Heimarbeit nach dem Heimarbeitsgesetz oder als selbstständiger bzw. freiberuflicher Auftragnehmer (Freelance Teleworking) ausschließlich zu Hause. Er verfügt über einen computergestützten Arbeitsplatz und steht via Telefon, Telefax, Modem, ISDN, DSL, Videokonferenz, Datenfernübertragung und E-Mail mit seinem Arbeitgeber in Verbindung.

Mobile Teleworking: Vor allem im Bereich des Kundenservice verbreitete ortsunabhängige Art der Telearbeit. Der Außendienstmitarbeiter bedient sich tragbarer Informations- und Kommunikationstechnologien wie Notebook, Modem und Handy, um Kontakt mit seinem Betrieb zu halten und sich bei Bedarf in den Zentralrechner des Unternehmens einwählen zu können, um Daten zu übertragen oder abzurufen.

On-Site-Teleworking: In verschiedenen Branchen wie zum Beispiel der Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung, Softwareentwicklung oder Systemtechnik gängige Praxis der Einrichtung stationärer Telearbeitsplätze direkt am Standort des Kunden, Lieferanten oder Wertschöpfungspartners.

Center-based Teleworking: Hier wird die Arbeit teilweise ganzer Abteilungen in eigens eingerichtete Satelliten- oder Außendienstbüros verlagert. Vor allem in mittelständischen Branchen werden Telezentren von mehreren Arbeitgebern gemeinschaftlich eingerichtet und als Bürogemeinschaften betrieben. Zur Entwicklung der technologischen Infrastruktur im ländlichen Raum wurden vielfach von den Kommunen oder öffentlichen Trägern so genannte Telehäuser, Telecottages oder Telestuben geschaffen.

Offshore-Teleworking: Von Unternehmen in Billiglohnländer ausgelagerte Büros, in denen die Mitarbeiter der Zentrale via Datenleitung zuarbeiten.

Virtuelle Unternehmen: Dabei handelt es sich um Firmen ohne zentralen Sitz, die sich aus einer Arbeitsgemeinschaft freie oder festangestellte Telearbeiter zusammensetzt, die an unterschiedlichen Standorten residieren.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)