Bezeichnung
für das von 1979 bis 1990 unter der Federführung der englischen
Premierministerin Margaret Thatcher praktizierte Modell eines
radikalen wirtschaftlichen und politischen Liberalismus in
Großbritannien.
Der
Thatcherismus vollzog sich vor allem auf den Feldern der
Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik und hatte weit reichende
Auswirkungen auf die Organisation der staatlichen Verwaltung. Zur
Reduktion des Staatsdefizits wurde eine konsequent
angebotsorientierte Wirtschaftspolitik unter Zurücknahme der
Staatsquote verfolgt, die von einer beispiellosen Privatisierungs-
und Reprivatisierungswelle staatlicher Unternehmen flankiert wurde.
Bei der monetaristischen Finanzpolitik stand die Bekämpfung der
Inflation im Vordergrund, die von einer Einschränkung der
öffentlichen Ausgaben, Subventionsabbau, Zinserhöhungen und einer
Reduzierung der Einkommensteuer begleitet wurde. Sozialpolitisch
wirkte sich der strikte Sparkurs vor allem in einem drastischen
Abbau der Sozialleistungen aus.
Trotz
seiner Erfolge bei der Belebung der Konjunktur und der
Inflationseindämmung führte der Thatcherismus zu einem
exorbitanten Anstieg der Arbeitslosenquote und zu einer
Verschärfung der Kluft zwischen Arm und Reich.
Der
Thatcherismus diente US-Präsident Ronald Reagan als
Inspirationsquelle für die von ihm 1981 eingeleiteten
Reagonomics, die ebenfalls von einer Wirtschafts-und Finanzpolitik
auf Kosten der sozial Schwachen gekennzeichnet war. Durch
Steuerentlastungen, Deregulierungsmaßnahmen und Privatisierungen bei
gleichzeitiger Streichung der Gelder für öffentliche Einrichtungen
und rigoroser Kürzungen der Sozialausgaben versprach man sich
diesseits wie jenseits des Atlantiks einen Ausweg aus der
wirtschaftlichen Krise. Konterkariert wurden diese Anstrengungen
unter anderem durch eine massive Intensivierung des
Rüstungswettlaufs mit der UdSSR.