Im deutschsprachigen Raum akademisch
uneigenständige Teildisziplin der Archäologie zur Erforschung
historisch relevanter Funde, die durch Wasser konserviert wurden; in
den meisten anderen Ländern identisch mit der Schiffsarchäologie,
die auf die Erkundung und Erhaltung von Wracks historischer
Wasserfahrzeuge spezialisiert ist.
Die Unterwasserarchäologie in Deutschland,
Österreich und in der Schweiz steht in der Tradition der
wissenschaftlichen Erforschung der Überreste archaischer
Siedlungsstätten in Seen des Voralpenlandes (Pfahlbauten). Ihr
Interesse gilt zum Ersten so genannten Verlustgegenständen, zu denen
auch Schiffswracks zählen, zum Zweiten den Resten alter Siedlungen
und Gräber unter Wasser, zum Dritten Einrichtungen des See- und
Flussverkehrs wie alten Hafenanlagen, Seesperren, Brücken, Furten
und Seezeichen. Naturräumliche Örtlichkeiten, die in die
Zuständigkeit der Unterwasserarchäologie fallen, sind neben Meeren
und Binnengewässern auch Flachwassergebiete, verlandete Gewässer und
Moore.
Wie bei der klassischen Archäologie schließen
sich bei der Unterwasserarchäologie einer Prospektionsphase zur
Lokalisierung bedeutsamer Denkmäler nur in ausgewählten Fällen
Grabungskampagnen an, bei denen je nach Gegebenheiten Tauchgeräte,
Sandsackwälle oder Spundwandkästen zum Einsatz kommen.
Archäologisch relevante Unterwasserfunde sind
ebenso wie entsprechende Bodenfunde gesetzlich geschützt und bei den
zuständigen Denkmalschutzbehörden meldepflichtig. Nachforschungen
und Ausgrabungen unter Wasser sind ebenso wie an Land
genehmigungspflichtig und dürfen nur von ausgebildeten Fachleuten
durchgeführt werden. Entsprechende Ausbildungslehrgänge werden von
der 1993 gegründeten Kommission Unterwasserarchäologie im Verband
der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland angeboten.
Diese Kommission organisiert auch mit lokalen Tauchergruppen in
Abstimmung mit den Landesämtern für Bodendenkmalpflege regelmäßige
Unterwassererkundungen zur Inventarisation von Fundstellen. Die 1991
gegründete Deutsche Gesellschaft
zur Förderung der
Unterwasserarchäologie e.V. (DEGUWA) veranstaltet nach dem Vorbild
der englischen Nautical Archaeology Society (NAS)
Einführungs- und Fortbildungskurse für archäologisch ausgebildete
und auch passionierte Amateurtaucher.
Vergleichbare Institutionen sind die
Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie (Triton),
die 1999 aus dem Arbeitskreis Unterwasserarchäologie der hervor
gegangen ist, sowie die Gesellschaft für Schweizer
Unterwasser-Archäologie (GSU), die 1978 von Wissenschaftlern und
interessierten Laien in Zürich gegründet wurde.
Verfasst von:
Roland Detsch
(© cpw)