Wartheland

auch Warthegau

Nach dem Überfall auf Polen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 von den Nationalsozialisten errichteter und dem Deutschen Reich angegliederter größter östlicher Reichsgau; bis 29. Januar 1940 „Reichsgau Posen".

Der 45 000 Quadratkilometer und 4,2 Millionen Einwohner (85 Prozent Polen, 8 Prozent Juden, 7 Prozent Deutsche) umfassende Reichsgau Wartheland gliederte sich in die Regierungsbezirke Posen, Hohensalza und Kalisch (ab 1940 Litzmannstadt). Er bestand etwa je zur Hälfte aus der ehemaligen preußischen Provinz Posen sowie aus Teilen des einstigen Kongresspolen und einem niederschlesischen Gebietsstreifen, der nach dem Ersten Weltkrieg an Polen abgetreten worden war. 

Bereits 1939 wurde im Wartheland auf Befehl des für die Umsetzung des des groß angelegten Programms zur "völkischen Neuordnung" in den besetzten Gebieten zuständigen Reichsführer SS, Heinrich Himmler, eine Zentralbehörde für die Führung „Deutscher Volkslisten" (DVL) eingerichtet. Diese leitete die „Entpolnisierung und Eindeutschung" des Warthelandes mit „rassisch und volkspolitisch erwünschten Bevölkerungsgruppen" ein und nahm damit eine Vorreiterrolle in der nationalsozialistischen Volkstums- und Lebensraumpolitik ein. Unter der Leitung des Reichsstatthalters und Gauleiters Arthur Greiser wurden in der Folgezeit Hunderttausende so genannter „minderrassischer" polnischer Bürger brutal von Haus und Hof vertrieben, in das benachbarte Generalgouvernement Polen deportiert oder als „Zivilarbeiter ins Altreich verschickt"; zahlreiche Polen kamen im Zuge dieser Aktionen ums Leben. Im Gegenzug wurden bis Mitte 1944 über 900 000 so genannte Volksdeutsche, vor allem aus dem sowjetischen Einflussbreich in Polen, dem Baltikum, der Ukraine, Weißrussland, Wolhynien und Bessarabien, im Wartheland angesiedelt.

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)