Bezeichnung
für die kulturprägende Vorstellung von den universalen Grundlagen
des menschlichen Daseins.
Epoche
machende Weltbilder werden zumeist durch religiöse Neubesinnungen
oder revolutionäre wissenschaftliche Paradigmenwechsel eingeleitet.
Grundstürzende Zäsuren im abendländischen Kulturkreis bildeten
etwa die Hinwendung zum Christentum und eine dem neuen Glauben
entsprechende Transformation des antiken Denkens sowie die Ablösung
des über 1 500 Jahre gültigen geozentrischen Weltbildes
(siehe Ptolemäisches System) durch das heliozentrische (siehe
Kopernikanisches System). Vor dem 15. Jahrhundert betrachtete
man die Welt organisch und erlebte die Natur in wechselseitiger
Abhängigkeit der spirituellen und materiellen Phänomene, wobei es
der mittelalterlichen Wissenschaft weniger um Weltbeherrschung als
um Weltverständnis im Lichte des Glaubens ging.
Infolge
revolutionärer Entwicklungen in Physik und Astronomie, namentlich
durch Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei und Isaac Newton, rückte
ab dem 16. Jahrhundert, ausgehend von der Newton’schen Idee der
Weltmaschine, ein mechanistisches Weltbild in den Vordergrund,
dessen wissenschaftliche Durchdringung und Nutzbarmachung durch neue
Denk- und Forschungsmethoden gefördert wurden, so von Francis Bacon
oder René Descartes.
Unter
dem Eindruck der neuzeitlichen Physik und Astronomie wurde die
Herausbildung des rationalistischen Szientismus wesentlich durch
den Empirismus Francis Bacons und den Intellektualismus René
Descartes’ befördert. Ging es Bacon vor allem darum, „die
Natur auf die Folter zu spannen, bis sie ihre Geheimnisse
preisgibt", wurde in Descartes’ Philosophie die
mathematische Struktur zum Schlüssel des Universums und „exakte"
Wissenschaft gleichbedeutend mit Mathematik.
John
Lockes Betrachtung der Gesellschaft als ein mechanisches System,
das wie das physikalische Universum den Naturgesetzen unterworfen
ist, verschaffte dem Szientismus Eingang in die
Sozialwissenschaften. Eine Einschränkung erlebte die von Isaac
Newton ausformulierte mechanistisch-szientistische Naturauffassung
erst durch die Relativitätstheorie Albert Einsteins und die
Quantentheorie Max Plancks.
Änderungen des Weltbildes hatten stets radikale Auswirkungen auf die
Haltung des Menschen gegenüber seiner natürlichen Umwelt und die
Ausprägung handlungsleitender Ideale und Normen.