Bezeichnung
für die Remilitarisierung der Bundesrepublik Deutschland im Kalten
Krieg.
Vor
dem Hintergrund der massiven Truppenpräsenz der UdSSR in
Mitteleuropa, der Zündung der ersten sowjetischen Atombombe und der
Aufstellung der kasernierten Volkspolizei in der DDR entbrannte ab
1948/49 unter den drei westlichen Alliierten eine Debatte über die
Notwendigkeit einer Abkehr von der im Potsdamer Abkommen
festgelegten Entmilitarisierung und eines Verteidigungsbeitrags der
Bundesrepublik Deutschland.
Die anfänglichen Vorbehalte der durch
den 2. Weltkrieg traumatisierten Nachbarn gegen diesbezügliche
Initiativen seitens der USA schwanden unter dem Eindruck des
Ausbruchs des Koreakrieges 1950. Noch im selben Jahr forderte
Winston Churchill im Europarat die Aufstellung einer europäischen
Armee unter Einbeziehung deutscher Streitkräfte, und der
französische Verteidigungsminister René Pleven entwarf einen Plan
für eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), die jedoch
1954 am Veto der französischen Nationalversammlung scheiterte
(u. a. weil in die EVG deutsche Truppenkontingente integriert
werden sollten).
Nach
dem Scheitern der EVG berieten die Westmächte als Alternative die
Einbindung Deutschlands in die NATO, die schließlich mit der
Aufnahme der Bundesrepublik in die im Rahmen der Pariser Verträge
vom 23. Oktober 1954 gegründete Westeuropäische Union
eingeleitet wurde. Mit In-Kraft-Treten der Pariser Verträge am
5. Mai 1955 wurde die Bundesrepublik Mitglied der NATO und
begann nun mit dem Aufbau der Bundeswehr; die verfassungsrechtlichen
Grundlagen für den Aufbau bundesdeutscher Streitkräfte waren
bereits am 26. März 1954 durch eine Grundgesetzänderung
geschaffen worden. In Reaktion auf die bundesdeutsche
Wiederbewaffnung und die Eingliederung der Bundesrepublik in die
NATO gründeten die Staaten des Ostblocks einschließlich der DDR am
14. Mai 1955 den Warschauer Pakt, und 1956 organisierte die DDR
ihre kasernierte Volkspolizei offiziell in die Nationale Volksarmee
um.
In
der Bundesrepublik selbst hatte sich an der Frage nach der
Wiederbewaffnung und der damit verbundenen Westintegration eine
heftige innenpolitische Kontroverse entzündet; unter dem Motto „Ohne
mich" fanden sich SPD und weite Teile der Bevölkerung zu einer
breiten Opposition gegen Wiederbewaffnung und Westbindung zusammen.