Zaibatsu

(japanisch sinngemäß für Cliquenwirtschaft, Geldadel, Hochfinanz)

Vor dem 2. Weltkrieg für die japanische Wirtschaft typische Firmenkonglomerate, die sich im Besitz mächtiger Familienclans befanden und in einer Vielzahl von Branchen aktiv waren; sie bildeten den Motor bei der Transformation Japans vom Agrar- zum Industriestaat.

Die Zaibatsu verdankten ihren Aufstieg erst der gewaltsamen Beendigung des japanischen Isolationismus (Sakoku-Politik) der Edo-Ära (1600-1868) durch amerikanische Kriegsschiffe im Jahr 1853. Um zu verhindern, dass das wirtschaftlich rückständige Japan auf den internationalen kapitalistischen Märkten unter die Räder kommt, unterstützte die Regierung gezielt ausgewählte heimische Kaufmannsfamilien beim Aufbau leistungsfähiger Handelsunternehmen und betraute sie mit dem Aufbau der nötigen Infrastruktur.

Die Zaibatsu wurden vor allem nach Beendigung der feudalen Gesellschaftsordnung in der Meiji-Ära (1868-1912) zu den Triebkräften der industriellen Aufholjagd. Die zahlenmäßig geringen, aber weit verzweigten Familienunternehmen kontrollierten Handel, Banken, Bergbau und Schlüsselindustrien wie Eisen-, Stahl- Zellstoff- und Aluminiumproduktion, Schiff- und Maschinenbau, damit auch die Rüstungsindustrie. Allein zwischen 1914 und 1918 vervierfachte sich die industrielle Produktion. Bis 1930 entwickelte sich Japan zu einer führenden Wirtschaftsmacht, der es bald in den nationalen Grenzen zu eng wurde. Nicht zuletzt unter dem Einfluss der Zaibatsu verfolgte Japan eine zunehmend aggressive Expansionspolitik. Den Auftakt bildete der Überfall auf China 1937 (siehe Zweiter Chinesisch-Japanischer Krieg).

Nach der Niederlage Japans im 2. Weltkrieg wurden die Zaibatsu wegen ihrer Mitverantwortung am japanischen Imperialismus von der US-Besatzungsmacht zerschlagen, erlebten aber in den sechziger Jahren eine Restauration in Form der bis heute dominierenden Keiretsu (japanisch: Reihenfolge, Bündelung von Firmen). Bei Firmen wie Asano, Fujita, Furukawa, Kuhara, Mitsui, Mitsubishi, Okura, Sumitomo, Suzuki oder Yasuda handelt es sich um ehemalige Zaibatsu. Vergleichbare Mischkonzerne prägen auch die Volkswirtschaften in anderen asiatischen Staaten, wie etwa die Chaebols (koreanisch: reicher Familienclan) in Südkorea (z. B. Samsung, Hyundai).

Verfasst von:
Roland Detsch

(© cpw)