Zwei Jahrtausende
Hirngespinst?
Gunnar Heinsohn und Heribert
Illig korrigieren den Kalender der alten Ägypter
Von
Roland
Detsch
Die überlegene ägyptische Kultur in
Wirklichkeit nur eine Schimäre? Eine Zivilisation, die Jahrhunderte ohne
Landwirtschaft auskommt und an den Ufern eines Stromes lebt, ohne die
Schiffahrt zu beherrschen? Künstler, denen nichts besseres einfällt, als
jahrtausendealte Stile zu perpetuieren? Immer wieder Rückfälle in den
architektonischen Dilettantismus? Geheimnisvolle Techniken zur
Granitbearbeitung lange vor der Eisenzeit? Um Äonen zeitversetzte kulturelle
Parallelen bei Nachbarvölkern? Gunnar Heinsohn und Heribert Illig greifen in
ihrem hochinteressanten Buch Wann lebten die Pharaonen? die großen Rätsel
auf, vor die sich die Forschung immer wieder gestellt sieht. Durchaus
nachvollziehbar ihre unausgesprochene Vermutung wissenschaftlicher
Borniertheit als eigentliche Ursache dafür, "daß die Historiker die Völker
des Altertums immer wieder mit Unglaubwürdigkeiten und Zwielichtigkeiten
belasten müssen, weil ihnen nicht einfällt, daß ihre eigene Chronologie mit
Merkwürdigkeiten belastet sein könnte, die auf sie selbst und nicht die
Menschen der Antike zurückzufallen hat".
In atemberaubender Fülle legen sie
Indizien für eine längst überfällige Neuschreibung der Geschichte Ägyptens
und der übrigen Welt vor. Sie räumen auf mit mysteriösen Dark Ages, die
Hochkulturen in die Steinzeit zurückkatapultierten und zeichnen eine
drastisch gestraffte, ins erste vorchristliche Jahrtausend datierte Geschichte
der altägyptischen Reiche. Und mit einem Mal entsteht das Bild eines vitalen
Volkes, das binnen weniger Jahrhunderte eine große Kultur hervorgebracht und
eine äußerst wechselvolle Geschichte durchlebt hat.
Zugleich mutieren freilich
mindestens 2000 Jahre Historie zum reinen Hirngespinst. Für Ägyptologen
eindeutig zu viel, um sich ohne wissenschaftlichen Offenbarungseid aus der Affäre
ziehen zu können. Für den interessierten Laien erscheint die Beweislast erdrückend.
Von den ägyptologischen Instituten des deutschen Sprachraums reagierte nur
ein einziges auf die grundstürzenden Thesen von Heinsohn und Illig. Es
schickte das Buch an den Verlag zurück.
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